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NSU-Ausschuss gefordert

Die Familie des ermordeten Süleyman Taşköprü und ihre Unterstützer sehen viele Fragen ungeklärt

Haben Hamburger Neonazis Hilfe geleistet?

Hinterbliebene des 2001 in Hamburg mutmaßlich vom „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) ermordeten Süleyman Tașköprü haben die bisherige Aufklärung kritisiert und einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss gefordert. Die „Initiative zur Aufklärung des Mordes an Süleyman Taşköprü“ erklärte am Montag, im zu Ende gehenden Münchner Prozess gegen Beate ­Zschäpe und mutmaßliche Helfer des NSU seien zentrale Fragen zum Hamburger Mord nicht aufgeklärt worden.

Bis heute sei offen, wie und warum Süleyman Taşköprü ausgewählt wurde. Der 31-Jährige wurde den Ermittlungen zufolge am 27. Juni 2001 im Lebensmittelgeschäft seiner Familie in der Altonaer Schützenstraße erschossen, das er erst kurz zuvor übernommen hatte. Die Initiative, zu der Angehörige Taşköprüs und Unterstützer sowie Mitglieder der Band Tocotronic und der Musiker Rocko Schamoni gehören, will unter anderem wissen, ob Hamburger Neonazis womöglich beim Auskundschaften des abgelegenen Tatorts oder dem Mord selbst Hilfe geleistet hätten.

Hamburg habe um die Jahrtausendwende über eine der militantesten und bundesweit einflussreichsten Neonaziszenen verfügt, sagt die linke Bürgerschaftsabgeordnete Christiane Schneider. Ein früherer Versuch ihrer Fraktion, einen Untersuchungsausschuss einzurichten, war gescheitert. Weil die Fragen ihrer Fraktion bisher weitgehend unbeantwortet geblieben seien, sei sie für einen neuen Anlauf jedoch offen.

Osman Tașköprü, der Bruder des Ermordeten, kritisiert vor allem die Ermittlungen der Polizei. Sie habe ein mögliches rassistisches Motiv aktiv ausgeschlossen und stattdessen lange im Umfeld der Familie und in Richtung organisierter Kriminalität ermittelt. „Das wurde ja so dargestellt, dass mein Vater meinen Bruder umgebracht haben soll, solche Sachen sind ja auch aufgetaucht. Wir sind beide extrem lange vernommen worden von der Polizei.“ Die Fragen seien immer in die gleiche Richtung gegangen: „Milieu, Schutzgeld, PKK, ob mein Bruder Schulden gehabt hätte“, sagt Taşköprü. Eine Entschuldigung habe die Familie bis heute nicht erhalten. (dpa)

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