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Wenn der Lebensbaumzur Todeszone wird

Gut gemeint ist nicht gleich gut: Wenn Gartenfreunde etwas für Bienen tun wollen, sitzen sie häufig Falschinformationen auf. Die entsprechende Fachliteratur ist voller Fehler. Die meisten einheimische Baumarten etwa bieten für Bienen keine Nahrungsgrundlage

Von Joachim Göres

Insektizide, die Varroa-Milbe – viele Gartenbesitzer kennen die Gefahren, die Bienen drohen. Frank Osterloh, Imker aus Großmoor bei Celle, sagt: „Ich habe im vergangenen Jahr wie viele Kollegen 30 Prozent meiner Bienen verloren, das ist ein Riesenproblem.“ Er fordert ein Umdenken: „Der Einsatz von Insektiziden in der Landwirtschaft trägt zum Bienensterben bei. Wir hoffen auf ein Verbot durch die EU in diesem Jahr.“

Verbreitete Irrtümer

Doch nicht nur die Politik, sondern auch der einzelne Gartenbesitzer kann etwas tun – davon ist Bernhard Jaesch überzeugt. Der Gärtner- und Imkermeister aus Springe bei Hannover befasst sich seit Langem damit, welche Pflanzen Bienen gut tun und welche nicht. Seine Kunden wollen vermehrt bienenfreundliche Pflanzen für ihren Garten kaufen. Dabei stellt er aber immer wieder fest, dass selbst erfahrene Gartenbesitzer oder Berufsgärtner häufig ganz falsche Vorstellungen haben.

„In vielen Büchern haben sich Pflanzen eingeschlichen, die für Honigbienen und insbesondere für Wildbienen wertlos sind. Da immer wieder abgeschrieben wird und niemand den Mut oder das Wissen hat, ungeeignete Pflanzen herauszustreichen, strotzen die Aufzählungen nur so von Falschmeldungen“, sagt Jaesch, der auch Fachreferent für Bienenweidepflanzen im Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund e. V. ist.

Fatal ist nach seiner Erfahrung die Wertschätzung für Pflanzen, die zur Bestäubung nur den Wind und keine Insekten benötigen. Dazu gehören sämtliche Nadelgehölze und viele einheimische Bäume wie Birken, Eichen, Kiefer, Fichte oder Pappel. „Gleichzeitig gibt es fast vergessene, bienenfreundliche Pflanzen wie den Faulbaum.“ Er blüht von Mai bis Oktober, ist für zehn Schmetterlingsarten eine Futterpflanze und wächst fast überall. „Der Garten kann eine Insel sein, wo sich gerade Wildbienen halten und erholen können, sagt Jaesch. „Sie sind noch mehr gefährdet als Honigbienen, die vom Imker wieder hochgepäppelt werden können.“

Gartenarchitektin Simone Kern rät Bienenfreuden, auf ökologisch wertlose Geranien oder Forsythien zu verzichten. Dagegen würden Kräuter wie Rosmarin, Thymian, Lavendel und Borretsch Bienen anlocken.

Für Gartenbesitzer sollte in jedem Fall klar sein: Weg mit Pflanzenschutzmitteln und Insektiziden, denn Mittel wie Glyphosat stören die Gehirnprozesse von Bienen. Sie verlieren die Orientierung und finden häufig nicht mehr in den Bienenstock zurück.

Was Bienen mögen

Zu den wichtigsten Bienenweidegehölzen zählen Schneeball, Buchsbaum, Weißdorn, Stachelbeere, Quitte, Ginster, Liguster, Efeu, Lavendel, Strauchkastanie, Sommerflieder, Johanniskraut und Rispenhortensie.

Zu den wichtigsten Nicht-Bienenpflanzen gehören Lebensbaum, Ginkgo, Bambus, Tanne, Zeder, Goldglöckchen, Traubenkirsche, gewöhnlicher Flieder, Wacholder, Magnolie, Hopfen.

Weitere (un)geeignete Bienengehölze finden sich unter www.immengarten-jaesch.de.

Wer ein Insektenhotel im Garten oder auf dem Balkon anlegen will, findet dazu Informationen unter www.bienenretter.de/wildbienenhotel/

Verluste durch Monokultur

Jaesch hatte 2016 selbst hohe Verluste bei seinen Bienenvölkern – nach seiner Überzeugung wegen der großen Anbauflächen für Zuckerrüben und Kartoffeln in seiner Gegend, bei deren Anbau Insektizide eingesetzt werden. „Deswegen sind in Städten die Honigerträge oftmals höher, weil es dort keine landwirtschaftlichen Flächen gibt“, sagt Jaesch.

Zumindest im vergangenen Jahr waren die Erträge in den Stadtstaaten allerdings niedriger als in den anderen Bundesländern. Nach den Zahlen des Fachzentrums Bienen und der Imkerei Mayen lag in Hamburg die Honigernte bei 19,3 Kilo pro Volk und in Bremen bei 23,1 Kilo. Zum Vergleich: In Niedersachsen (28,8 Kilo) und Schleswig-Holstein (33,9 Kilo) wurden deutlich bessere Werte erzielt.

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