Nach Innogy-Deal: Bis zu 5.000 Jobs fallen weg
Eon und RWE nennen Details zu ihrer neuen Strategie – und nehmen Arbeitsplatzverluste gelassen. RWE will auch EnBW-Kraftwerke übernehmen.
Durch die Abwicklung der RWE-Tochter Innogy und den Neuzuschnitt der Geschäftsfelder von Eon und RWE werden bis zu 5000 Arbeitsplätze verloren gehen. Diese Zahl nannte Eon-Chef Johannes Teyssen am Dienstag auf einer Pressekonferenz. Anders als beim drohenden Kohleausstieg, wo Arbeitsplatzverluste stets ein wichtiges Argument sind, blieb Teyssen angesichts dieser Zahl gelassen: „Bei weit mehr als 70.000 Mitarbeitern sind das weniger als sieben Prozent“, sagte er.
Die beiden größten deutschen Stromkonzerne hatten zuvor mitgeteilt, dass RWE das Geschäft mit den erneuerbaren Energien von Eon übernehmen werde, während Eon sich auf Energienetze und Kundenlösungen konzentriert. Der erhebliche Umbau der beiden Konzerne ruft unter Branchenkennern bereits Spekulationen hervor. Nachdem RWE und Eon sich so aufstellen wollen, dass ihre Aktivitäten kaum noch in direkter Konkurrenz zueinander stehen, scheint inzwischen selbst der Gedanke einer langfristigen Vollfusion nicht mehr abwegig.
Auch die EnBW rückt im Zusammenhang mit diesem Umbau bereits ins Blickfeld: RWE ist offenbar daran interessiert, möglichst viele der konventionellen EnBW-Kraftwerke zu übernehmen. Der baden-württembergische Konzern äußert sich zu möglichen Verkäufen zwar nicht, doch es ist bekannt, dass EnBW seine Zukunft vor allem in den erneuerbaren Energien und in Dienstleistungen sieht. Man strebe „mittel- und langfristig eine CO2-reduzierte beziehungsweise CO2-freie Stromerzeugung“ an, heißt es im Geschäftsbericht.
Entsprechend forderte EnBW – wie übrigens auch Eon – im November in einer Erklärung von 51 Unternehmen und Verbänden von der Politik ein „investitionsrelevantes CO2-Preissignal“. RWE unterzeichnete das Papier nicht. Nachdem auch Vattenfall sich von der Kohle bereits abgewandt hat, dürfte RWE unter den vier klassischen deutschen Energiekonzernen bald der einzige sein, der noch auf Kohle setzt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind