: Der Hamburger Trump legt los
Über Nacht hat der neue HSV-Vereinspräsident Bernd Hoffmann Vorstands- und Sportchef gefeuert
Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD)
Von Ralf Lorenzen
Kurz nachdem die HSV-Mitgliederversammlung im Januar 2014 den Weg in Richtung Ausgliederung der Profiabteilung geebnet hatte, sagte ein Mitglied im Foyer des Congress-Centrums: „Solche Versammlungen wie heute wird es künftig beim HSV nicht mehr geben. Schade, hier konnten junge Leute immer direkt mitbekommen, wie Demokratie funktioniert.“ So kann man sich täuschen. 25 Stimmen Vorsprung bei der letzten Mitgliederversammlung haben genügt, um den radikalsten personellen Umbruch in der Führung der jüngeren HSV-Geschichte herbeizuführen. Neuer Aufsichtsratsvorsitzender, gefeuerter Vorstandsvorsitzender, gefeuerter Sportchef, neuer Vorstandsvorsitzender – alles auf einen Schlag, das ist selbst für den HSV ungewöhnlich.
Über Nacht hat der neue HSV-Präsident Bernd Hoffmann den Aufsichtsrat, in dem er nach den neuen AG-Statuten als Vereinsvorsitzender einen Platz von sechsen einnimmt, dazu gebracht, ihn zum Chef des Kontrollgremiums zu machen. Als erste Amtshandlung entließ Hoffmann den Vorstandvorsitzenden Heribert Bruchhagen, dessen Vertrag erst im Dezember verlängert worden war, und den sportlichen Leiter Jens Todt. Die operative Führung der HSV Fußball AG übernimmt der bisherige Finanzvorstand Frank Wettstein. Zusätzlich sucht Hoffmann, wie er am Donnerstag mitteilte, einen neuen Sportchef, der im Vorstand verankert werden soll. Er wolle nicht den Fehler der letzten Jahre machen, sofort eine neue Lösung zu präsentieren. Hoffmanns Verweis auf die Personalpolitik des VfB Stuttgart, der ab- und sofort wieder aufgestiegen war, deutet darauf hin, dass der Aufsichtsrat sich mit dem Abstieg abgefunden hat. Der Verbleib von Trainer Bernd Hollerbach ist angesichts seiner bislang sieglosen Bilanz beim HSV völlig unklar. Hauptinvestor Klaus-Michael Kühne soll nicht in die Vorgänge eingeweiht worden sei.
Als „Hamburgs Donald Trump“ hat Werder Bremens Ehrenpräsident Klaus Dieter Fischer Hoffmann in einer Kolumne für den Weser-Kurier tituliert. Er spielte darauf an, dass Hoffmann die 25-Stimmen-Mehrheit auf der Mitgliederversammlung errang, nachdem er in seiner Bewerbungsrede ausgerufen hatte: „Schon nächsten Sonnabend kommen wir mit 4.000 oder 5.000 Anhängern zu Werder Bremen, und dann werden wir dort mal so richtig aufmischen!“ Ein kurzer emotionaler Moment genügte, um eine richtungsweisende Entscheidung zu beeinflussen. Ein Moment, der in seinem Kontrast zur langen Ausgliederungsdebatte 2014 zeigt, dass der Klub in den letzten vier Jahren noch zerrissener geworden ist.
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