: Heureka!
Studium, Lehre, Forschung – was läuft an Anthro-Hochschulen anders als an staatlichen Unis?
Für Willem-Jan Beeren, Professor für Architektur und Kunst im Dialog an der Alanus-Hochschule Stuttgart, ist das Studium nicht nur ein Raum zum Erwerb von Expertise, sondern auch ein Weg der Persönlichkeitsbildung: „Unter dem Motto ‚Mensch – Architektur – Gesellschaft‘ werden Studierende befähigt, nicht nur architektonische Objekte zu entwerfen, sondern auch soziale Prozesse zu gestalten und zu moderieren, die zur Entwicklung von nachhaltigen und gemeinwohlorientierten Gebäuden führen.“
Zwei Drittel der Studierenden kommen hier zum ersten Mal mit anthroposophischen Inhalten in Berührung. Joseph, einen Wirtschafts-Absolventen, hat das hiesige Konzept des Bachelor-Studiengangs BWL überzeugt: „Die klassische, fundierte Ausbildung in den wirtschaftswissenschaftlichen Bereichen, ergänzt um Seminare in Philosophie sowie Kurse in künstlerischen Fächern, um die eigene Kreativität zu schulen – das hat mein Studium so einzigartig gemacht.“
Die Gründe, an einer anthroposophischen Einrichtung studieren zu wollen, sind so vielfältig wie die Studenten selbst. Während die einen den unkomplizierten Kontakt zu den Professoren in den Vordergrund stellen, sind andere auf der Suche nach einem kreativen Umfeld für persönliche Weiterentwicklung. Wieder andere sehen in der anthroposophischen Hochschule einen Ort der Vermittlung pragmatischer Handlungsalternativen für eine nachhaltigere und sozialere Wirtschaft.
Anthroposophische Hochschulen gelten manchen konventionellen Kollegen als Horte der Pseudowissenschaft. Für Johannes Wagemann, Juniorprofessor für Bewusstseinsforschung mit dem Schwerpunkt Strukturphänomenologie, geht dieser Vorwurf nicht nur an der Lebenswirklichkeit seiner Hochschule vorbei, an der Wissenschaftler anthroposophischer wie auch nicht-anthroposophischer Ausrichtung ohne Gesinnungsbindung in Forschung, Lehre und Administration zusammenarbeiten.
Auch die angebliche Möglichkeit von weltbild- bzw. weltanschauungsloser Wissenschaft sei spätestens durch die Wissenschaftssoziologie und -psychologie des 20. Jahrhunderts als Irrtum entlarvt worden. „Tatsächlich forschen, publizieren und lehren Wissenschaftler, egal welcher Disziplin, auf der Grundlage epochenspezifischer Paradigmen und Denkstile, die Ausdruck bestimmter Weltbilder sind.“ Auf diese Weise kann das Studium an einer anthroposophischen Hochschule die Wahrnehmung gesellschaftlicher Diskurse und Verhaltensmuster sogar zusätzlich befördern. Nicolas Flessa
Glückliches Schwein in Lübnitz Foto: Katja Hoffmann/laif
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