Crowdfunding in Berlin: Es geht um Ihr Geld!

Die Finanzierung durch die Menge, das ist es, wo derzeit die Musik spielt: Crowdfunding – der Blick auf ein solidarisches Prinzip.

Schöner Schein

Geld. Kann man auch in Umlauf bringen Foto: dpa

Wenn man heute Solidarität zeigen möchte, muss man dafür nicht zwangsläufig auf die Straße gehen. Die Entwicklung des Internets verschafft einem auch in dieser Angelegenheit eine Ausweitung der Komfortzone. Solidarisch sein, das geht auch vom heimischen Sofa aus, Crowdfunding macht’s möglich.

Eigentlich ein schlichtes Prinzip: Wer eine Idee für ein Projekt hat, aber nicht das Geld, um das auch umzusetzen, bewirbt sich als „Starter“ auf einer digitalen Plattform, um möglichst viele Menschen zu überzeugen, ihm dabei zu helfen. Mit Geld. Eine Finanzierung (Funding) durch eine Menge (Crowd). Gegen das Geld gibt es meist was, ein Produkt oder auch nur ein Dankeschön und eine Widmung.

Eine Praxis, die nun nicht per se als innovativ bezeichnet werden kann. Vor 130 Jahren schenkten die Franzosen den Amerikanern die Freiheitsstatue. Für Transport und Aufbau waren jedoch die Beschenkten zuständig. Durch eine Spendenaktion der New Yorker Bürger erst konnte die Lady Liberty verschifft und aufgerichtet werden. Die Namen aller Spender wurden daraufhin in der Zeitung abgedruckt. In der Crowdfunding-Community gilt das als weltweit erstes Crowdfunding-Projekt.

Der signifikante Unterschied zur Gegenwart liegt natürlich im Einsatz des World Wide Web. Crowdfunding, wie man es heute kennt, hat sich erst durch die zunehmende Vernetzung durchgesetzt. Entstanden in den USA, wächst die Schwarmfinanzierung in Deutschland seit Beginn des Jahrzehnts – und entwickelt sich zunehmend aus der Nische in Richtung Mainstream. Berlin stellt dabei schon mit seiner schieren Größe einen guten Nährboden für Projekte und Finanzierungskampagnen dar. Sollte man sich also für einen Solidarbeitrag entscheiden, wird man in der Hauptstadt sicherlich ein passendes Projekt auf einer der Crowdfunding-Plattformen finden.

Startnext, die größte Plattform Deutschlands, hat eigens aufgrund der ausgeprägten Kreativwirtschaft Berlins zuletzt die Mitarbeiterschaft nach Kreuzberg verlegt. Im vergangenen Jahr wurden etwa 300 Berliner Projekte von Startern auf der Plattform ins Rennen geschickt. 63 Prozent davon haben ihr Funding-Ziel erreicht. Insgesamt wurden bei Startnext 2017 in Berlin Projekte mit fast zweieinhalb Millionen Euro unterstützt.

Mit dem Schwarm

Wer mit seinem Einsatz zahlenmäßig mit dem größten Schwarm schwimmen möchte, für den empfiehlt sich die Kategorie Musik. Mit 61 Projekten war die im vergangenen Jahr auf Startnext Spitzenreiter in Berlin. Entgegen dem Strom bieten sich Bereiche wie Sport (3) oder Umwelt (2) an. Oder man stöbert einfach mal und schaut, was einen so anspricht. Film, Literatur, Mode, Technologie, Theater – es gibt kaum einen Bereich, in dem nicht versucht wird, mit Crowdfunding den finanziellen Aufwand auf mehrere Schultern zu verteilen.

Dabei geht es bei Weitem nicht nur darum, einem Straßenmusiker zu seinem ersten Album zu verhelfen. Auch bei der Stadtgestaltung drängt sich das Konzept Crowdfunding nach vorne. Erst im vergangenen Jahr wurde eine Studie mit Hilfe von Crowdfunding realisiert, die die Machbarkeit einer Radbahn entlang der Berliner U1-Hochbahn untersucht.

Und wenn man etwas mehr Geld anlegen will: Mit Crowd-Investing gibt es zusätzlich eine Form des Fundings, bei der der Geber durch eine erfolgsabhängige Beteiligung selbst Profit machen kann. Kapitalistische Solidarität eben.

Dieser Text ist Teil eines Schwerpunkts zum Thema Crowdfunding in Berlin, der in der Wochenendausgabe der taz zu lesen ist: in Print und E-Paper.

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