heute in hamburg
: „31 Jahre Herzblut“

Foto: Sabrina Nagel

Rainer Wulff, 75, war von 1986 bis 2017 Stadionsprecher beim FC St. Pauli. Im Hauptberuf war er Journalist.

Interview Liyang Zhao

taz: Herr Wulff, 31 Jahre waren Sie Stadion­sprecher beim FC St. Pauli. Vermissen Sie den Verein?

Rainer Wulff: Ich gehe weiterhin ins Stadion. Aber heute bin ich ein Zuschauer wie jeder andere. Ich sehe die Spiele nun aus einer anderen Perspektive, aber das Gefühl bleibt das Gleiche. Ich habe entschieden, zu einem Zeitpunkt aufzuhören, an dem die Fans sagen ,,Ach wie schade, dass er weg ist“. Ich vermisse den Verein nicht. Denn ich bin immer noch dabei. Durch Lesungen wie diese beschäftige ich mich weiter mit dem Verein. Er bleibt so ein Teil von mir.

Warum ist der FC St. Pauli Ihre ,,große Liebe“?

1986 fragte mich der Präsident, ob ich ein paar Spiele kommentieren möchte. Aus den paar Spielen wurden 31 Jahre Herzblut. Dafür habe ich nie Geld bekommen. Das machte es besonders persönlich für mich. Ich habe mitverfolgt, wie sich das Team weiterentwickelt hat, vom unbekannten kleinen Verein zum berühmten FC St. Pauli. Ich habe all seine Höhen und Tiefen miterlebt. Über die Zeit bin ich mit dem Verein zusammengewachsen. Und so wurde St. Pauli zu meiner großen Liebe.

Was ist für Sie das Besondere an dem Club?

Der FC St. Pauli ist mehr als nur ein Fußballverein. Er unterstützt auch soziale Projekte. Das schätze ich besonders an ihm. Auch seine politische Entwicklung hat mich immer interessiert und erfreut. Deshalb kann es für mich nur der FC St. Pauli sein.

Worum geht es bei der Lesung? Was möchten Sie Ihren Fans mitgeben?

Es wird eine gemütliche Runde, in der wir uns mit dem Publikum unterhalten. Wir möchten eine familiäre Atmosphäre für die Fans schaffen. Wir werden kleine Geschichten lesen. Auch ich habe zwei vorbereitet. Eine davon handelt von meinem Abschied vom Verein letztes Jahr. Dafür habe ich eine Schublade ausgemistet mit all meinen Erinnerungen an den FC St. Pauli. Das sind Geschichten, Briefe, Pressemitteilungen, das Ganze humorvoll in eine kleine Satire gepackt.

Warum fängt die Lesung genau um 19.10 Uhr an?

Das erinnert an die Gründung des Vereins im Jahr 1910.

Machen Sie sich Sorgen um einen Abstieg des Vereins in dieser Saison?

Nach dem letzten Spiel eher weniger. Ich schaue hoch. Allerdings weiß man nie, wie es am Ende kommt. Aber so muss das sein. Das ist ja gerade das Spannende am Fußball.

Lesung: „FC St. Pauli – eine große Liebe“, mit Rainer Wulff, Ina Bruchlos, Dagmar Hansen und Thomas Nast. 19.10 Uhr, Mathilde Bar, Kleine

Rainstraße 11