: Mieter rebellieren in Tiergarten
Münchner Investor will mit Eigentumswohnungen „nachverdichten“. Jetzt organisieren sich die Anwohner
Von Peter Nowak
„Nachverdichtung am Lützowufer“ lautet die Devise des Münchner Immobilienunternehmens Euroboden. 2017 hat es mehrere Grundstücke am Lützowufer 1a–5a erworben. Hinter den im Rahmen der damaligen Internationalen Bau-Ausstellung (IBA) 1987 als Energiesparhäuser errichteten Gebäuden sollen Eigentumswohnungen entstehen. Nachdem Mitte Januar eine Jury ein Architektenbüro für die Realisierung ausgewählt hat, könnten die Planungen beginnen. Doch nun wehren sich die MieterInnen der Häuser.
Ein Bewohner hatte kurzentschlossen per Handzettel in einem nahen Restaurant zu einer MieterInnenversammlung eingeladen. Über 50 Menschen kamen am Mittwochabend, viele wohnten seit Jahrzehnten in den Häusern. Der Moderator musste seine Stimme öfter heben, um sich Gehör zu verschaffen. Denn die Anwesenden sprudelten über vor Ideen, wie man doch noch die Pläne der Euroboden verhindern könne. Ein älterer Mann hatte in seinem Zeitungsarchiven gestöbert und Publikationen des Berliner Mietervereins gefunden, in denen über wenig mieterInnenfreundliche Praktiken der Euroboden berichtet wurde. „In puncto Dreistigkeit dürften die Entmietungsmethoden in der Winterfeldtstraße 35 in Schöneberg kaum zu überbieten sein“, zitierte er aus dem Artikel. Das entfachte den Widerstandsgeist der Anwesenden noch mehr.
In Arbeitsgruppen bereiteten sie Besuche beim Bezirksamt, beim Amt für Denkmalschutz, bei der Berliner Bundestagsabgeordneten Eva Högl vor. Ein Mann verwies auf geschützte Tierarten wie Fledermäuse auf dem Grundstück, die den Bau behindern könnten. Auf weiteren Treffen wollen die Miet-rebellInnen aus Tiergarten vielleicht auch öffentliche Proteste vorbereiten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen