: Kraftbrühe und Eis für Erwachsene
Mit Produktinnovationen mischen die Berliner in der Food-Start-up-Szene kräftig mit. Für einen Preis beim ersten Gründerwettbewerb der Internationalen Grünen Woche hat es dennoch nicht gereicht
D ie Grüne Woche
läuft noch bis zum Sonntag, 28. Januar, auf dem Messegelände. Täglich 10 bis 18 Uhr, Freitag 10 bis 20 Uhr
Von Manfred Ronzheimer
„Meine Berliner Bienen sind dufte, weil sie an so vielen Blumen schuften, sagt Imker Marco“. So steht es auf dem gelben Pappbecher „140 Gramm Cremiger Blütenhonig aus Berlin“. Abgefüllt hat ihn die Nearbees GmbH aus München, eine Onlineplattform für Hobbyimker aus ganz Deutschland. Weil auf diesem Wege im letzten Jahr 10 Tonnen Honig von 1.600 privaten Bienenhaltern vertrieben werden konnten, wurde das junge Food-Start-up am Mittwoch als Sieger auf dem ersten Gründerwettbewerb der Internationalen Grünen Woche auf dem Messegelände ausgezeichnet.
Große Lebensmittelkonzerne und Handelsketten beherrschen das Ernährungsgeschäft. Aber auch kleine Gründerunternehmen stoßen mit neuen Produktideen ständig in den Markt vor, mal mit, mal ohne Erfolg. Gerade am Gründerstandort Berlin, der gemeinhin mit IT- und Design-Start-ups in Verbindung gebracht wird, gibt es inzwischen eine rege Szene im Food-Bereich. Die meisten der 20 konkurrierenden Start-ups des Messewettbewerbs kamen – Heimvorteil eben – aus der Hauptstadt.
Kraftbrühe aus Rinderknochen, 18 Stunden lang gekocht, füllt die Berliner Bone Brox GmbH mit sechs Beschäftigten in Gläser. „Paleo Slow Food“ nennt Jin-Woo Bae, einer der Gründer, das Kultgetränk, das in den USA Stars und Sportler wegen des hohen Kollagengehalts schlürfen, gut für Haut und Muskeln. In 500 Geschäften stehen die Brox-Gläser schon im Regal.
Pizza mit Fleischqualität
Auf einen anderen Absatzweg setzt die Disco-Limo UG, die Zitronenlimonade mit Koffeinzusatz als Alternative zu Mate und Cola etablieren will. Noch läuft das Crowdfunding für die erste Charge, ab März sollen die ersten 10.000 Flaschen über Discos und Fitnessstudios verkauft werden. Auch im Rennen waren die Berliner Start-ups „Zveetz“ mit Fruchtgummis ohne Zucker, „Skadi“ mit alkholhaltigem Cocktail-Eis aus dem Beutel („Eis für Erwachsene“) und „FitbyNutrition“ mit einer neuen Backmischung für veganen Pizzateig mit hohem Proteinanteil. „In 100 Gramm unserer Pizza ist mehr Protein als in der gleichen Menge Fleisch“, so Geschäftsführer Robert Dümcke.
Im Food-Bereich passiere viel in Berlin, sagt Hendrik Haase, der die gläserne Metzgerei „Kumpel und Keule“ in der Markthalle Neun betreibt und als Experte der Auswahl-Jury angehörte. Dass beim ersten Start-up-Wettbewerb der Grünen Woche dennoch kein Berliner Unternehmen zu den drei Siegern zählte, liegt seiner Meinung weniger an geringer Innovationshöhe. „Hier sind die Berliner Start-ups sehr nahe dran an den Food-Trends.“
Für die Jury waren aber vor allem Systemlösungen interessant: Beim Honig-Sieger der direkte Weg zu den Kunden oder beim zweiten Preisträger „Bickus“ aus Hessen das neue Marketing für Produkte von Bio-Legehennen. Preis drei ging an den „Hiddenseer Kutterfisch“, der mit seinen Heringkonserven die letzten Kutterfischer der Ostseeinsel vor der Betriebsaufgabe bewahren will.
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