Vor dem Grünen-Bundesparteitag: Am liebsten eine Frauen-Doppelspitze

Bei den Berliner Grünen löst die Vorstellung, dass Annalena Baerbock und Anja Piel zusammen den Bundesvorsitz übernehmen könnten, den größten Beifall aus.

Anja Piel (Bildmitte) und Annalena Baerbock (rechts) beim kleinen Parteitag der Berliner Grünen Foto: dpa

Der Applaus im Saal ist größer als bei allen anderen Sätzen zuvor. „Wir haben ja mal gesagt, wir können uns auch eine Doppelspitze vorstellen“, sagt Anja Piel gegen Ende des kleinen Parteitags der Berliner Grünen am Mittwochabend. „Wir“, das sind die niedersächsische Fraktionsvorsitzende und die Potsdamer Bundestagsabgeordnete Annalena Baerbock, die am Samstag wie Piel Bundeschefin der Grünen werden will. Beide stellen sich nun vor, kaum drei Tage vor der Entscheidung beim Grünen-Bundesparteitag in Hannover. Nicht dabei: der dritte Kandidat Robert Habeck – der könne wegen Parlamentsterminen in Schleswig-Holstein nicht, heißt es von der Sitzungsleitung.

Sie gehen mit beiden Kandidatinnen nett um, die 70 bis 80 Menschen im Saal, in etwa gleich verteilt ist der Beifall. Keiner wird irgendeine missliche Äußerung vorgehalten, keine wird durch Anhänger der anderen attackiert. Durchaus spürbar sind hingegen Versuche in den Fragen, Baerbock als zu wenig links zu verorten – im grünen Flügeldenken ist sie die Rea­la, Piel die Linke.

Wie schon bei ähnlichen Auftritten warnt Baerbock vor solchem Lagerdenken: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu sehr um uns selbst kreisen.“ Sie mag sich auch nicht über die Abgrenzung zu anderen Parteien definieren. Klimapolitik ist ihr großes Thema, in der Grünen-Bundestagsfraktion ist sie auch die führende Fachpolitikerin dafür.

15 Jahre liegen zwischen ihr, der 37-Jährigen aus der brandenburgischen Grünen-Diaspora, und Piel, der 52-Jährigen mit der rot-grünen Regierungserfahrung. Doch weder wirkt Baer­bock trotz Jeans­jacke wie eine Berufsjugendliche noch Piel gesetzt. Von der gibt es das übliche Lob für die Gastgeber – „Ihr seid hier in Berlin eine ganz tolle Truppe“, bescheinigt sie den Locals in der Sozialpolitik.

Wie sie da so vor dem Publikum nebeneinandersitzen, wirken sie weniger wie Konkurrentinnen um jenen Platz, der in der grünen Doppelspitze Frauen vorbehalten ist, sondern mehr wie ein Duo, das gar keinen Mann, also Habeck, neben sich braucht. Allein für das nähere Kennenlernen habe sich die Kandidatur schon gelohnt, sagt Piel. Und beide lassen die Frage unbeantwortet, ob sie, wenn sie sich nicht für den Frauenplatz durchsetzen können, ­gegen Habeck für den zweiten Vorsitzplatz antreten. Ist der Beifall für Piels Schlusswort der Gradmesser, hätten die Berliner Grünen nichts dagegen.

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