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die nachrichtDonald Trump macht Schluss mit Ex-Chefberater Bannon

In einem Enthüllungsbuch über US-Präsident Trump rechnet der gefeuerte rechte Ideologe Steve Bannon mit Trump und dessen Familie ab. Der reagiert in gewohnter Manier

Das Neue

Die beiden Architekten der populistischen Rechtswende in den USA haben sich nun endgültig zerstritten. Am Mittwoch gelangten Ausschnitte eines neuen Buchs über die Präsidentschaft Donald Trumps an die Öffentlichkeit, in dem dessen ehemaliger Chefberater Steve Bannon ausgiebig über seinen ehemaligen Arbeitgeber und Trumps Familie lästert. Dessen Sohn Donald Junior warf er indirekt Staatsverrat und mangelnden Patriotismus vor, weil dieser sich während des Wahlkampfs mit einer russischen Anwältin getroffen hatte. Trump antwortete gewohnt offensiv. In einem schriftlichen Statement teilte er mit: „Als er (Bannon) gefeuert worden ist, hat er nicht nur seinen Job, sondern auch seinen Verstand verloren.“ Bannon habe nichts mit ihm oder mit seiner Präsidentschaft zu tun, repräsentiere nur sich selbst und würde seinen Einfluss im Weißen Haus übertreiben.

Der Kontext

Steve Bannon galt lange als Strippenzieher hinter dem Wahlerfolg Donald Trumps. Der Medienunternehmer unterstützte den Wahlkampf des Immobilienmilliardärs über seine ultrarechte Nachrichtenseite „Breitbart“. Ab August 2016 leitete Bannon Trumps Wahlkampf und war anschließend als dessen Berater tätig. Im Umfeld des Präsidenten galt er als radikaler Nationalist. Von Trumps Stabschef John Kelly wurde Bannon schließlich im August aus dem Weißen Haus gedrängt. Er engagiert sich seitdem wieder bei „Breitbart“ und kritisiert öffentlich Trump und dessen Umfeld.

Im November wird in den USA gewählt. Für Kandidaten, die von Steve Bannon unterstützt werden, könnte es nun unangenehm werden. Denn wer sich zu dessen Team bekennt, stellt sich gegen Trump.

Die Reaktionen

Lediglich Leah Vukmir, Landesabgeordnete aus Wisconsin, distanzierte sich bisher vorsichtig von Bannon. Vor Kurzem hatte sie noch um dessen Unterstützung geworben. Nun ließ Vukmir laut der US-Zeitung Politico mitteilen: „Es ist unglaublich enttäuschend, von diesen bösartigen Angriffen gegen den Präsidenten und seine Familie zu hören.“

Die Konsequenz

Sollte es zu einer Dauerschlammschlacht zwischen den beiden Ex-Partnern kommen, könnten davon die Demokraten profitieren. Trump und Bannon setzen beide auf das ultrarechte Lager. Wenn sich dieses Lager spaltet, gewinnen die Demokraten möglicherweise wichtige Kongresssitze. Einen Vorgeschmack darauf gab es bereits Mitte Dezember in Alabama. Bannon unterstützte bei der dortigen Senatorenwahl früh Roy Moore. Trump wollte lieber einen liberaleren Kandidaten ins Rennen schicken. Am Ende gewann der Demokrat Doug Jones den zutiefst konservativen Bundesstaat.

Es könnte aber auch sein, dass sich die beiden Streithähne wieder schnell vertragen. Bannon hat am Mittwochabend zumindest den ersten Schritt gemacht: „Der Präsident ist ein großer Mann“, ruderte er am Mittwochabend zurück. „Ich unterstützte ihn tagein, tagaus.“

Jörg Wimalasena

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