Verkehr in China: Autos mit hohem Verbrauch verboten

553 Automodelle dürfen in China fortan nicht mehr gebaut werden. Das soll im Kampf gegen die Luftverschmutzung helfen.

Autobahn im Smog in China

Mit Elektroautos gegen den Smog Foto: dpa

PEKING taz | China findet immer mehr Mittel, um gegen die extreme Luftverschmutzung in weiten Teilen des Landes vorzugehen. Das bekommen nun auch die Autobauer zu spüren. Die chinesische Regierung hat zum Jahreswechsel den Bau von 553 Automodellen verboten. Begründung: Die Fahrzeuge schlucken zu viel Benzin und reißen die staatlichen Vorgaben.

Betroffen sind vor allem Modelle rein chinesischer Produzenten. Nach Angaben von Chinas amtlicher Nachrichtenagentur Xinhua trifft es allerdings auch Fahrzeuge, die in Zusammenarbeit mit deutschen Autobauern in China hergestellt werden. Xinhua nennt unter anderem Modelle von Audi, Daimler-Benz und General Motors. „Der Krieg gegen die Umweltverschmutzung läuft auf Hochtouren“, heißt es in dem Bericht.

Zumindest bei der Volkswagen AG, Audis Mutterkonzern, sieht man diese Ankündigung gelassen. „Alle derzeit in China in Produktion befindlichen Modelle erfüllen die Vorschriften“, sagte ein VW-Sprecher in Peking. Er vermute, dass sich die Mitteilung auf ältere Modelle beziehe. Das wäre nach seiner Einschätzung nicht ungewöhnlich. Auch in Europa seien schon Autos aus dem Verkehr gezogen worden, die neue Normen nicht einhalten.

Die chinesische Regierung hat in den vergangenen Monaten eine Reihe von Maßnahmen beschlossen, die zum Ziel haben, den Anteil von Elektro- und Hybridautos deutlich zu erhöhen. Bis 2020 sollen landesweit mindestens fünf Millionen reine Elektroautos auf Chinas Straßen fahren.

Regierung gibt Produktionsquote für Elektroautos vor

Um diese Marke zu erreichen, bietet die Regierung hohe Zuschüsse beim Kauf eines emissionsarmen Fahrzeugs an. Mit Erfolg: Bereits 2016 haben in China insgesamt 355.000 Autos mit neuer Antriebsform einen Käufer gefunden. 2017 wurde diese Zahl bereits im September übertroffen.

Doch das reicht der Führung in Peking offenbar nicht. Sie hat zusätzlich eine Produktionsquote für Elektroautos vorgegeben, die ab dem kommenden Jahr gelten soll. Fast jedes vierte in China hergestellte Auto muss dann mit einem Elektromotor betrieben werden.

China ist der größte und am schnellsten wachsende Automarkt der Welt: 2017 haben die Chinesen jüngsten Schätzungen zufolge rund 26 Millionen Autos gekauft, rund 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Land beherrscht damit ein knappes Drittel des weltweiten Fahrzeugmarktes. Deutsche Automanager sagen ganz offen, dass China für sie die wichtigste Region ist und dies in absehbarer Zeit bleiben wird. Das Land ist zudem längst auch größter Produktionsstandort für Fahrzeuge.

Diese starke Stellung nutzt Peking, um die Zukunft der Mobilität entscheidend zu gestalten. „Die globale E-Mobilität wird durch China bestimmt“, meint Autoexperte Stefan Bratzel vom Autoinstitut der Wirtschaftshochschule Bergisch Gladbach.

„China will eine Vormachtstellung in der Produktion von Elektroautos aufbauen“, sagt auch Ulf Henning Richter, Professor für Industriepolitik an der Tongji-Universität in Schanghai. „Die Regierung wendet dazu klassische Instrumente der Industriepolitik an.“ Sie gebe das Tempo vor – und die internationalen Anbieter müssen mitziehen.

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