das portrait: Reinhard Meyerwechselt Job und Meinung
Nun geht er wieder nach Schwerin. Reinhard Meyer (SPD) wird wieder das, was er schon mal war: Chef der Staatskanzlei von Mecklenburg-Vorpommern. Was sich geändert hat: Nicht mehr Sozialdemokrat Erwin Sellering ist sein Regierungschef, sondern Sozialdemokratin Manuela Schwesig. Was sich ändern wird: seine positive Haltung zur Fehmarnbelt-Querung. Mit seinem Amtsantritt am 22. Januar wird Meyer diesem Projekt wieder ablehnend gegenüberstehen.
Von 2006 bis 2012 war der in Hamburg lebende Meyer bereits in Schwerin aktiv, als Staatsekretär im Wirtschaftsministerium zunächst, danach als rechte Hand des Ministerpräsidenten. Seinerzeit befürchtete die Landesregierung, ein Ostsee-Tunnel zwischen Dänemark und Fehmarn würde das Land im toten Winkel zurücklassen. Dann wechselte Meyer als Wirtschaftsminister der SPD-Grün-SSW-Regierung nach Kiel – und seine Meinung. Im „Landesinteresse von Schleswig-Holstein“, sagte Meyer im Juli 2012 im taz-Interview, „bewerte ich dieses Vorhaben aus Kieler Sicht anders als aus Schweriner“. Klang wie ein Fußball-Profi, der den Verein wechselt und Tore gegen seinen alten Klub schießt.
Und Profi ist der jetzt 58-jährige Verwaltungswissenschaftler auf jeden Fall. Unaufgeregt und sachlich pflegt er zu tun, was er für seinen Job hält: Unternehmen fördern, Arbeitsplätze schaffen, Straßen bauen. Dass er vor allem mit Letzterem öfters mit dem grünen Koalitionspartner in Kiel und insbesondere mit Umweltminister Robert Habeck aneinander geriet, gehört für ihn zur Natur der Sache. Unter den Technokraten in der Politik ist Meyer so ziemlich der fairste und humorvollste.
Das half ihm nach der Wahlklatsche für die SPD in Schleswig-Holstein aber nicht. Das Angebot der SPD, Meyer solle den gescheiterten Torsten Albig als Ministerpräsidenten einer Ampel-Koalition beerben, gefiel Grünen und Gelben nicht. So wurde Meyer zum Juli arbeitslos, reiste lange durch die USA und kehrt nun zu seinem alten Job nach Schwerin zurück. Ob er das als Rück- oder Fortschritt betrachtet, ist seine Sache. Sven-Michael Veit
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