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Moscheen sollen Imame selbst ausbilden

Die neue Landesregierung in Niedersachsen will, dass die Uni Osnabrück künftig Imame ausbildet – die Hochschule sieht sich dafür aber nicht zuständig

Von Andrea Scharpen

Ein einzelner Satz aus dem frisch geschlossenen Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU in Niedersachsen hat schon für Wirbel gesorgt. Denn in der Vereinbarung steht, dass an der Universität Osnabrück „eine grundständige Imam-Ausbildung“ eingerichtet werden soll. Die aber fühlt sich dafür nicht zuständig und kritisierte die neue Landesregierung für den Vorstoß, eine solche praktische Ausbildung an der Uni ansiedeln zu wollen.

In Osnabrück gibt es bereits seit 2012 einen Studiengang Islamische Theologie. Mit sieben Professuren und über 40 Mitarbeitern ist es das größte der vier Institute für Islamische Theologie in Deutschland. Im Sommer sind die ersten Absolventen fertig geworden. Sie können mit dem Studium zwar in Verbänden arbeiten, aber für einen Job als Prediger oder Seelsorger fehlt ihnen die Weiterbildung.

Diesen zweiten Schritt der Ausbildung leisten bei den Christen die Kirchengemeinden. Doch ein Priesterseminar für Imame gibt es bisher nicht. „Wir freuen uns riesig, dass die Landesregierung die Imamausbildung stärken will“, sagt Martina Blasberg-Kuhnke, die Vizepräsidentin für Studium und Lehre an der Uni Osnabrück. „Dann haben unsere Leute, wenn sie fertig sind, eine echte Chance, in die zweite Ausbildung zu kommen.“

Diese zweite Phase könne jedoch nicht Aufgabe der Universitäten sein. Predigen lernen, Sozialarbeit mit den Familien in der Gemeinde leisten oder den interreligiösen Dialog auszugestalten, all das könnten die Absolventen nur in der Praxis lernen.

Das Problem: Die vielen kleinen Moschee-Vereine könnten sich keine gut ausgebildeten Imame leisten. Sie setzen oft auf Ehrenamtliche. „Das Land muss deshalb auch darüber nachdenken, wie die Imame bezahlt werden“, sagt Blasberg-Kuhnke. Wer keine Imame aus dem Ausland, sondern in Niedersachsen ausgebildete Prediger wolle, müsse die Gemeinden unterstützen.

Die Große Koalition beruft sich im Koalitionsvertrag darauf, dass es in Osnabrück schon jetzt eine wissenschaftliche Weiterbildung für Imame und Seelsorgerinnen gibt. Diese trage dazu bei, das Personal in den Moscheegemeinden zu stärken und bei der täglichen Arbeit zu unterstützen, heißt es aus dem niedersächsischen Wissenschaftsministerium. „Die Landesregierung möchte an diese positiven Ansätze anknüpfen.“ Über die genauere Ausgestaltung der Imamausbildung wolle die Große Koalition „in den kommenden Monaten in den Dialog mit allen relevanten Ansprechpartnern eintreten“.

Laut Ministeriumssprecherin Anna Anding sei klar, dass die Universitäten nur den „theoretischen Teil der Ausbildung liefern“ könnten. Über den praktischen Teil müsse es Gespräche mit den muslimischen Verbänden geben.

Für ein solches Ausbildungsseminar wäre eine Vereinbarung mit den Verbänden notwendig, jedoch nicht zwingend ein Staatsvertrag. Dieser wurde von der vorherigen rot-grünen Landesregierung mitten in den Verhandlungen mit den Verbänden Ditib und Schura sowie den alevitischen Gemeinden auf Eis gelegt. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) wollte den Staatsvertrag erst unterschreiben, wenn alle Fraktionen zustimmen. Doch die CDU war dagegen, weil ihr der Einfluss der Türkei auf den Verband Ditib zu groß erschien.

Die Groko hat einen Vertrag nun nicht mehr als zwingendes Ziel benannt. „Laut Koalitionsvertrag wird der Dialog fortgeführt“, sagt Sebastian Schumacher, Sprecher des Kultusministeriums. „Ob und wann die Verhandlungen anfangen, wird zu prüfen sein.“

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