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Königin der Welt

Erst der Blick, er geht nach oben. Dann heben sich die Brauen. „Nee, oder, du willst ’ne Pizza Margherita?“ Was folgt: Kopfschütteln und komisches Lachen. Etwas verschämt bricht es ab. Schließlich kommen die Fragen. Aber warum? Wie kannst du? Einfach sooooo?

Wer in Deutschland eine Pizza Margherita bestellt, darf mit Unverständnis rechnen. Zu simpel, zu klar: weiß-rot-grün. Lieber wird geguckt und getan, als sei die Pizza ein ausgerollter Wrap – und „viel hilft viel“ ein Garant für Geschmack. Als wisse man es hierzulande besser, und kaue deshalb gern auf viel mehr Farben rum. Gelb, lachsrot, khaki – Mais, Thunfisch, Oliven. Und da geht einiges mehr.

Aber Stil braucht keinen Mais. Er braucht, wie sich zeigt, auch keinen Schinken. Keine Funghi, keine Pommes, keine ­Ananas. Die Italiener haben gefordert, dass La Mar­gherita ­Weltkulturerbe wird: ihre Erste, ihre Königin unter den ­Pizzen; die, die auf der Karte ganz oben steht.

Und die Unesco fand das richtig. Ab sofort steht die Margherita auf der Liste der großen Vermächtnisse – genau wie Schloss ­Versailles, die ­Pyramiden in Gizeh und die Freiheitsstatue in New York. ­Einfach so.

Annabelle Seubert

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