wie machen sie das?
: Der Fundraiser

Dennis Sorokin, 21, wirbt seit zwei Jahren um Förderer für „Aktion Tier“ auf den Straßen der Republik. Er lebt in Berlin.

taz am wochenende: Herr Sorokin, Sie müssen jeden Tag Menschen überzeugen, für eine gute Sache einzustehen, und bekommen dabei auch oft Absagen. Wie machen Sie das?

Dennis Sorokin: Ich agiere besonders höflich und nett. Wer Lust hat auf Spenden, spendet – und wer nicht, wird auch nicht spenden, wenn ich ihm aufgrund der Absage hinterherpöble. Das wird selten etwas bringen, daher verhalte ich mich lieber loyal und neutral.

Haben Sie bestimmte Strategien für eine gute Unterhaltung?

Zunächst ist es wichtig, sich einander vorzustellen, damit das Gegenüber überhaupt weiß, mit wem er spricht. Das Gespräch muss auf den Menschen und seine Interessen angepasst werden, ich kann ja nicht die ganze Zeit über Hunde reden, wenn dieser Mensch mir erzählt hat, dass er Katzen liebt. Anschließend geht es vor allem darum, ehrlich zu sein und authentisch zu zeigen, wofür man steht. Damit verdeutlicht man, wie wichtig und gut es ist, auch mal etwas abzugeben für andere, die es vielleicht dringender benötigen als man selbst.

Sind die Menschen tendenziell großzügiger zur Weihnachtszeit?

Nach zwei Jahren Erfahrung und Beobachtung kann ich sagen, dass die Großzügigkeit und die damit verbundene Tendenz zum Teilen definitiv steigt, wenn man sich im Vergleich den Rest des Jahres anschaut.

Wie gehen Sie mit Beleidigungen um?

Tatsächlich geht es schon hin und wieder an die Psyche, da man ja für eine wirklich gute Sache arbeitet. Mit Verbrechern in eine Schublade gesteckt zu werden, einfach weil diese Voreingenommenheit in den Köpfen vieler verankert ist – das kann schon an den Nerven zehren. Viele machen ihren Job als Promoter deswegen auch nicht allzu lang. Aber ich stehe nicht hier, um mich zu wehren, ich versuche, Beleidigungen zu belächeln und freundlich zu reagieren. Oft ärgert das die Leute am meisten.

Erinnern Sie sich an ein besonders schwerwiegendes Erlebnis?

In Potsdam habe ich mal einem Herrn mit Krücken schnelle Genesung gewünscht, der Herr schaute mich daraufhin nur an und meinte: „Ach, weißt du was, Junge, nimm dir dit Leben.“ Das war die schlimmste Erfahrung.

Und was hilft, motiviert zu bleiben?

Das Wichtigste ist: Nicht aus der Ruhe bringen lassen, mit sich selbst im Klaren zu bleiben – die Leute sprechen nicht mich an, sondern handeln situationsbedingt. Mich motiviert das Leid der Tiere, die sich als Partei unserer Umwelt nicht selber wehren können, sondern uns ausgeliefert sind. Es treibt mich an, etwas für die nachfolgenden Generationen zu verbessern.Interview Aron Boks