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Grüne: Berlinale verlegen

Fraktionschefin Antje Kapek schlägt vor, das internationale Filmfestival auf den Exflughafen Tempelhof zu verlagern. Die CDU-Fraktion findet das völlig unnötig

Von Stefan Alberti

George Clooney in der Abfertigungshalle, Glamour im Hangar? Ja – wenn es nach Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek geht. Die hat am Donnerstag vorgeschlagen, Deutschlands wichtigstes Filmfestival in das frühere Tempelhofer Flughafengebäude zu verlegen. „Ich kann mir vorstellen, dass die Berlinale künftig in Tempelhof stattfindet und nicht am schnöden Potsdamer Platz“, sagte sie vor Journalisten. Das würde das noch zu wenig genutzte Gebäude weiterbringen, zum anderen auch der Berlinale nutzen: „Es würde ihr gut tun, wieder etwas ,edgy' (trendig, Anm. der Red.) zu sein.“

Gegenwärtig ist die Berlinale bereits Thema vieler Diskussionen, aber nicht über ihren Ort, sondern ihren künftigen Chef: Der Vertrag des jetzigen Leiters, Dieter Kosslick, läuft 2019 aus. „Ich finde, man kann der Diskussion über die Berlinale eine positive Wendung geben, wenn man nicht nur über Personen spricht“, sagte die Fraktionschefin. Ihre Argumente: Enge und Verkehrssituation am jetzigen Standort am Potsdamer Platz. Der sei zudem „das Gegenteil des Anspruchs ,Wir erfinden uns neu‘“. Dass es in Europas ehemals größtem zusammen hängenden Flughafengebäude anders als am Potsdamer Platz kein großes Kino gibt, stört Kapek nicht: Stühle und Leinwand könne man ausleihen.

Mit der Geschäftsführerin der für das Gebäude zuständigen Tempelhof Projekt GmbH will Kapek bereits gesprochen haben und dabei auf Begeisterung gestoßen sein. Kultursenator Klaus Lederer (Linkspartei) hingegen sei darüber noch nicht informiert. Das bestätigte dessen Sprecher Daniel Bartsch – vor der Anfrage der taz habe man davon noch nicht gehört. Was aber auch egal ist: „Wir sind nicht für die Berlinale zuständig“, sagte Bartsch. Die Verantwortlichen seien vielmehr der auch für Medien zuständige Chef der Senatskanzlei, Björn Böhning (SPD), sowie auf Bundesebene Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU).

Böhning war für eine Stellungnahme am Donnerstagnachmittag nicht mehr zu erreichen. Der CDU-Medienpolitikers Christian Goiny reagiert ablehnend: „Für eine Verlegung gibt es überhaupt keine Notwendigkeit, weil die Berlinale den Vertrag über die bisher genutzten Räume gerade verlängert hat“, sagte er der taz, „die Kollegin Kapek sollte sich zu dem Thema mal informieren.“

Die Grüne macht sich schon seit langem für eine stärkere Nutzung des Gebäudes stark, schlug etwa vor, den Exflughafen zum „Kulturhafen“ zu machen. Auch für das Dach hatte Kapek bereits 2015 eine Idee: Begrünung und Bewirtung. Offenbar in Anlehnung an ein antikes Weltwunder stellte sie sich dort die „Hängenden Dachgärten von Tempelhof“ vor.

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