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Schloss sucht nach Geist

Auch die Humboldt-Universität wird einen Teil der Ausstellungsflächen im Berliner Schloss bespielen. Dabei soll es um Wissensvermittlung gehen

Von Susanne Messmer

Nur noch knapp zwei Jahre, bis eine der größten Reformen der Berliner Museumslandschaft abgeschlossen sein soll: Grund genug also für die Stiftung Humboldt Forum, am Mittwoch im Senatssaal der Humboldt-Universität vor großem Publikum eine Art Herzstück dessen zu präsentieren, was 2019 im Berliner Schloss zu sehen sein wird: das Humboldt Laboratorium der Universität.

Dieses Laboratorium wird im Vergleich mit Stadtmuseum, Ethnologischem Museum und Museum für ­Asiatische Kunst mit 1.000 Quadratmetern die kleinste Fläche bespielen – aber, so die Redner, die wichtigste. Gründungsintendant Neil MacGregor meint gar, das Laboratorium werde als eine Art ­„Spirit“ des Hauses fungieren – und zwar im Sinne Alexander von Humboldts, dessen Berliner „Kosmosvorlesungen“ von Adligen ebenso wie Zimmermädchen gehört wurden.

Um Wissensvermittlung soll es also gehen – darum, wie Uni­versitätspräsidentin Sabine Kunst es formuliert, Wissenschaft eher unterhaltsam denn belehrend der Bevölkerung nahezubringen. Die Rede ist von der sogenannten dritten Mission der Universitäten gleich nach Forschung und Lehre, die derzeit in aller Munde ist: sich gesellschaftlich relevant zu machen.

Was soll vermittelt werden?

Das Problem ist nur: Was sollen da genau für Ergebnisse vermittelt werden? Eine Handvoll Inhalte zukünftiger Ausstellungen geben die Kuratoren des Laboratoriums preis: So werden zum Beispiel „Messungen und Me­tri­ken“ Thema sein, wie sie alle Disziplinen brauchen, und „Bilder der Wissenschaft“, also Bilder, die Wissenschaft hervorbringt, wie Bilder, die sich das breite Publikum von ihr macht.

Eines der fassbarsten vorgestellten Projekte ist das Lautarchiv der Humboldt-Universität, das als einzige ihrer Sammlungen komplett ins Humboldt Forum ziehen wird. Der inte­res­santeste Teil dieses Archivs wiederum sind Sprach- und Musikaufnahmen Kriegsgefangener, die während des Ersten Weltkriegs in den deutschen Internierungslagern entstanden sind. Nun muss das Archiv ähnliche Problemfelder beackern wie die großen Museen im Humboldt Forum. Es muss sich fragen: Wie sensibel ist das Material, das wir haben? Wie erzählen wir vor dem Hintergrund unserer Kolonialgeschichte adäquat von dessen Aneignung?

Der Bundestag beschloss im Oktober 2000 den Bau eines Schlosses, ohne auch nur eine Ahnung zu haben, wie dieses inhaltlich zu füllen sei. Je weiter der Vormittag über das Humboldt Forum voranschreitet, desto mehr drängt sich der Eindruck auf: Der Widerspruch zwischen den preußischen Fassaden und den außereuropäischen Ausstellungsstücken, die dahinter gezeigt werden sollen, ist nicht gelöst. Auch wenn einzelne Ideen im Raum schwirren, deren Umsetzung spannend werden dürfte: Der konsistente Kern des Humboldt Forums scheint nach wie vor zu fehlen.

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