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„Ein unblutiger Übergang“ in Simbabwe

Von Dominic Johnson und Martina Schwikowski

In Simbabwe hat die Armee Präsident Robert Mugabe und seine Ehefrau Grace unter Hausarrest gestellt. Das Militär hatte am Dienstag Panzer in die Hauptstadt Harare rollen lassen und übernahm in der Nacht zum Mittwoch die Kontrolle über strategisch wichtige Gebäude. Als neuer Interimspräsident wurde nach Angaben der Regierungspartei Zanu-PF (Simbabwe Afrikanische Nationalunion/Patriotische Front) der neun Tage zuvor auf Betreiben von Grace Mugabe entlassene Vizepräsident Emmerson Mnangagwa bestimmt. Er soll bereits aus seinem Zufluchtsort in Südafrika nach Simbabwe zurückgekehrt sein.

Inwieweit Robert Mugabe tatsächlich abgesetzt ist, blieb zunächst unklar. Im Staatsfernsehen präzisierte Generalmajor Sibusiso Moyo, Logistikchef des Generalstabs, „Seine Exzellenz der Präsiden“, also Mugabe, sei in Sicherheit. „Wir kümmern uns bloß um Verbrecher in seinem Umfeld. Sobald wir unsere Mission erfüllt haben, erwarten wir eine Rückkehr zur Normalität.“

Die Regierungspartei Zanu-PF erklärte auf Twitter, es handle sich nicht um einen Putsch. Es sei „bloß ein unblutiger Übergang, bei dem korrupte und verbrecherische Personen verhaftet wurden und ein alter Mann, der von seiner Frau übervorteilt worden war, festgesetzt worden ist“, und „dies war nötig sowohl für die Verfassung als auch den Geisteszustand der Nation.“

Südafrikas Präsident Jacob Zuma wandte sich gegen den Umsturz und entsandte seine Verteidigungs- und Sicherheitsminister nach Simbabwe. Er bezeichnete in seiner Erklärung Robert Mugabe weiterhin als „Präsident“.

In Harare blieb die Lage ruhig, aber unübersichtlich. „Die Militärpräsenz ist stark“, sagte zur taz Derek Matyszak vom südafrikanischen Institut für Sicherheitsstudien, der sich derzeit in Simbabwes Hauptstadt aufhält. „Die Soldaten bewachen die Regierungsgebäude, haben den Flughafen unter Kontrolle und den staatlichen Fernsehsender. Aber viele Menschen gehen heute doch in den Straßen ihrem Alltag nach. Sie gehen zur Arbeit, haben ihre Verkaufsstände geöffnet und plaudern mit den Soldaten.“ Die Menschen „atmen auf, denn es besteht Hoffnung, dass das Mugabe-Regime vorüber sein könnte“, so Matyszak weiter.

Im Machtkampf innerhalb der Regierungspartei hatte ein Großteil des Militärs die Fraktion um Emmerson Mnangagwa unterstützt. Als Mugabe ihn feuerte, ging er offenbar zu weit. „Damit gab es eine echte Chance, dass Grace Mugabe die Präsidentschaft übernimmt“, so Matyszak. „Damit war der Bogen überspannt, denn sie wird von den meisten in der Bevölkerung verabscheut.“

Der in Südafrika lebende simbabwische Politologe Brian Roftopoulos führt das Eingreifen des Militärs darauf zurück, das alle anderen Wege zu politischem Wandel im Land blockiert seien. „Die Armee greift jetzt im Namen der Verfassung und der demokratischen Ideale Simbabwes ein.“ Deswegen scheue sie auch, ihr Eingreifen als Putsch zu bezeichnen, denn das wäre nicht populär und die Simbabwer hätten vor allem Angst vor Gewalt. „Das ist natürlich alles sehr ironisch“, analysiert Roftopoulos. „Das Militär hat früher zu Gewalt gegriffen, um Mugabe an der Macht zu halten.“

Berichten zufolge befand sich Mugabe am Mittwoch in Verhandlungen mit hohen Generälen über seine Zukunft. Es wurde spekuliert, dass er am Donnerstag öffentlich seinen Rücktritt erklären darf, um sein Gesicht zu wahren. Spekulationen, Grace Mugabe sei bereits nach Namibia geflohen, konnten zunächst nicht bestätigt werden.

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