: Konkrete Hinweise fehlen noch
Nach TV-Bericht: Zwangsprostitution in Heimen bisher nicht bestätigt
Von Plutonia Plarre
Die Staatsanwaltschaft hat einen Prüfvorgang gegen unbekannt wegen Verdachts der Zwangsprostitution eingeleitet – das ist alles, was passiert ist. Ein Bericht des ZDF-Magazins „Frontal 21“ über angebliche Zuhältertätigkeiten von Sicherheitsleuten in Berliner Flüchtlingsheimen hatte die Behörden am Dienstag alarmiert. Die Senatsverwaltung für Soziales teilte mit, die Vorwürfe ernst zu nehmen. Allerdings habe man bisher keinen einzigen konkreten Hinweis.
„Frontal 21“ hatte berichtet, Mitarbeiter von Sicherheitsfirmen würden Flüchtlinge in Unterkünften in die Prostitution vermitteln. Gestützt war das auf Security-Leute, Geflüchtete und eine Sozialarbeiterin. Alle blieben anonym. Diana Henniges, Mitarbeiterin von „Moabit hilft“ sagte am Mittwoch im taz-Interview, sie wisse schon länger von solchen Vorwürfen. „Mir sind allein drei Unterkünfte bekannt. Das heißt, mindestens drei Firmen sind involviert.“ Sie gehe davon aus, dass es sich um ein offenes Geheimnis in den Unterkünften handle.
Zweifel an der Stichhaltigkeit des ZDF-Beitrags hat indes der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) angemeldet. Der ASB betreibt die Notunterkunft im ehemaligen Rathaus Wilmersdorf. Die steht im Fokus des ZDF-Berichts. Weder der verpixelt gezeigte Security-Mitarbeiter noch die Sozialarbeiterin „konnten mit unserer Einrichtung in Verbindung gebracht werden“, teilte eine Sprecherin des ASB mit. „Frontal 21“ sei aufgefordert offenzulegen, auf welche Unterkunft sich die Recherche beziehe.
Auch Diana Henninges stehe „in der Pflicht, wenn sie konkrete Hinweise hat, diese gegenüber den Ermittlungsbehörden auch zu benennen“. Es war die Sprecherin der Sozialverwaltung Regina Kneiding, die das sagte. Unabhängig von den Vorwürfen werde man weitere Maßnahmen entwickeln, um Geflüchtete besser vor möglicher kriminell aufgezogener Prostitution schützen zu können, so Kneiding. Für die Sicherheitsfirmen seien bereits nach dem Regierungswechsel höhere Standards eingeführt worden – auch um diese bei einem Fehlverhalten leichter kündigen zu können.
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