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Waffengeld im Nobelpreis

Frieden schaffen mit Gewinnen aus Rüstungsfirmen – Kritik an Investitionen des Nobel-Komitees

Aus Stockholm Reinhard Wolff

„Geld kann doch stinken“ überschrieb die Osloer Tageszeitung „Dagsavisen“ einen Bericht über die Investitionen der Stiftung, die das Erbe des Dynamiterfinders Alfred Nobel verwaltet. Auch der Profit aus der Herstellung von Atomwaffen mehrt danach das Stiftungsvermögen – und trägt damit auch die Nobelpreise mit. Immerhin reagierte das norwegische Nobel-Komitee sofort: Die Problematik müsse angegangen werden.

Der zitierte Bericht ist 12 Jahre alt. In diesem Jahr ist das besonders absurd: Gewinner des diesjährigen, mit 940.000 Euro dotierten Friedensnobelpreises ist nämlich ICAN, die internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen. Nach der Verkündung des Preises vor zwei Wochen machte die norwegische NGO „Framtiden i våre hender“ bereits bekannt, dass die Nobel-Stiftung immer noch keine Ethik-Richtlinien hat. Und, dass sie weiter an Fonds von Rüstungsunternehmen beteiligt ist, die sich unter anderem mit der Modernisierung und Wartung von Atomwaffen befassen, so Boeing, Airbus, BAE Systems, Lockheed Martin und Raytheon.

Am Freitag griff „Facing Finance“ diese Informationen auf: „Ein Friedensnobelpreis darf nicht mit Geld honoriert werden, das aus Waffengeschäften stammt,“ forderte die NGO, die selbst Mitglied der ICAN-Kampagne ist. ICAN solle einen Teil des Preisgelds beispielsweise an japanische Opfer von Atomwaffen spenden: „Damit ließe sich auch Druck auf die Nobel-Stiftung ausüben, endlich Investmentkriterien zu installieren, die Beteiligungen an Unternehmen, die Waffen herstellen bzw. Menschen- und Umweltrechte missachten, ausschließen.“

Bereits 2005 hatte die in Stockholm beheimatete Stiftung erklärt, die Grenze verlaufe da, wo Firmen „primär Waffenproduktion betreiben“. Im vergangenen Jahr forderten 14 NobelpreisträgerInnen die Stiftung auf, ihre Gelder aus Investitionen in fossile Energien abzuziehen. Im Jahresbericht 2016 teilte die Nobelstiftung nun mit, sich der UN-Initiative für „verantwortungsvolle Investments“ angeschlossen zu haben. Die Stiftung habe zudem die „Ambition“, „ethischen Prinzipien“ zu folgen. Immerhin garantiert sie, nicht mehr in Firmen zu investieren, deren Produkte gegen internationale Konventionen – also den Bau von Landminen oder Splitterbomben – zu verstoßen. Das gelte allerdings nur für „neue Investitionen“.

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