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Die Hakenkreuz-Glockeläutet bald wieder

Niedersächsisches Dorf diskutiert nach Jahrzehnten erstmals über Nazisymbole. Gemeinde soll entscheiden

Seit 1934 läutet eine Glocke mit einem Hakenkreuz vom Turm der Kreuzkirche in Schweringen bei Nienburg. Bislang hat das niemanden gestört. Doch nun schweigt die Glocke. Die Kirchengemeinde Balge setzt bei der Entscheidung über die Zukunft ihrer Glocke zunächst auf einen „ergebnisoffenen Diskurs“.

Jeder solle seine Meinung dazu sagen dürfen, ohne dass er verurteilt oder in eine rechte Ecke gestellt werde, sagte der Pastor und Vorsitzende des Kirchenvorstands, Jann-Axel Hellwege, am Donnerstag. „Diese Glocke hat 84 Jahre lang geläutet. Wir werden uns jetzt nicht unter Druck setzen lassen und eine Entscheidung übers Knie brechen.“

Mittlerweile würden auch Stimmen laut, die forderten, die Glocke solle weiter läuten, sagte Hellwege. Sie könne auch als Mahnglocke verstanden werden. Sichtbare Infotafeln müssten dann über den Völkermord der Nationalsozialisten aufklären. Viele Gemeindemitglieder wollen die alte Glocke in einem historischen Museum ausgestellt sehen. Auch Forderungen, die Glocke einzuschmelzen, gebe es vereinzelt. Dies komme allerdings für den Kirchenvorstand nicht infrage.

Die 1934 gegossene und aufgehängte Glocke war vor wenigen Wochen still gelegt worden. Es war bekannt geworden, dass die sogenannte „Vaterlandsglocke“ ein 35 mal 35 Zentimeter großes Hakenkreuz mit einer nationalistischen Inschrift trägt. Nach Querelen um eine ebenfalls mit Nazisymbolen ausgestattete Glocke im pfälzischen Herxheim am Berg hatte die hannoversche Landeskirche in ihren Gemeinden eine Umfrage gestartet, wo es noch entsprechende Glocken gibt. Arend de Vries, Geistlicher Vizepräsident des Landeskirchenamtes in Hannover, sagte, er könne sich nur schwer vorstellen, dass solche Glocken weiterhin zu Gottesdiensten oder zu Friedensgebeten einladen.

Unterdessen wird auch in Faßberg bei Celle aufgrund der medialen Aufmerksamkeit neu über die dort ebenfalls noch in Betrieb befindliche Glocke mit Hakenkreuz diskutiert, sagte Pastor Rudolf Blümcke. Die Michaelkirche war 1938 Jahren als Garnisonkirche der Luftwaffe gebaut worden. Zum Buß- und Bettagsgottesdienst am 22. November solle die Glocke wieder läuten. (epd)

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