das portrait: Ramona Popp ist gut fürn Frauenfußball – beinahe zu gut
Diese Dynamik, mit der Alexandra Popp nahezu jedes Kopfballduell gewinnt, ist sehenswert. Die gute Laune, mit der eine der besten deutschen Spielerinnen über ihre Sportart plaudert, verdient ebenfalls Applaus. Der deutsche Frauenfußball braucht genau solche Überzeugungstäter, um noch weiter aus dem langen Schatten der Männer zu dribbeln.
Popp gehört mit dem VfL Wolfsburg zu ersten Anwärterinnen auf den Gewinn der deutschen Meisterschaft. Auf dem Weg in das Achtelfinale der Champions League hat die 26-Jährige den Konkurrentinnen von Atlético Madrid gezeigt, wie moderner Frauenfußball geht. Wer drei von zwölf Toren in einer Partie schießt, kehrt in dieser Woche natürlich auch in die deutsche Nationalmannschaft zurück. Popp war zuletzt am Knie verletzt. Jetzt wird sie der Konkurrenz wieder wehtun.
Eine Ikone seiner Sportart wird man selten durchs Theoretisieren oder beim Diskutieren. Popps gekonnte Bewegungsabläufe und ihre robuste Spielweise überfordern die Mehrheit ihrer Gegenspielerinnen. Es wäre spannend, einmal zu erleben, wie sich Popp mit ihrer Spielkunst in einem guten Männerteam behaupten könnte. Jede Wette: Sie würde angesichts der Athletik muskelbepackter Herren scheitern und kaum zum Zuge kommen. Aber ist das schlimm?
Der Frauenfußball die reine Form der Sportart. In einem ganz normalen Bundesligaspiel der Frauen gibt es nur ganz selten üble Tritt zu beobachten. Der Streit und die Anfeindungen untereinander halten sich in Grenzen. Es wird nicht ständig gefoult, simuliert, diskutiert und provoziert, sondern ganz einfach technisch feiner Fußball gespielt.
Die Leistungen von Popp sind dabei so herausragend, dass der Leistungsunterschied frappierend ist. Zu gut zu sein, ist nicht immer vorteilhaft. Dass Popp national wie international nach Belieben ins Tor trifft, bleibt lobenswert. Aber es gibt Kritikern frisches Futter, die den Frauenfußball weiterhin belächeln. (oto)
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