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EnBW beerdigt Pumpspeicherpläne

Nach neun Jahren Planung stoppt der Konzern das umstrittene Werk im Schwarzwald

Von Bernward Janzing

Der Karlsruher Stromkonzern EnBW stoppt das ­aktuell größte Stromspeicherprojekt in Deutschland: Er gibt das Pumpspeicherwerk Atdorf im Südschwarzwald nach neun Jahren auf. Der Bau war zuletzt mit 1,6 Milliarden Euro veranschlagt worden. Der einstige Projektpartner RWE war bereits 2014 ausgestiegen. Energiespeicher können Schwankungen bei der Erzeugung von Energie ausgleichen und sind deshalb ein wichtiger Bestandteil der Energiewende mit der verstärkten Nutzung erneuerbarer ­Energien.

EnBW begründet den Rückzug damit, dass sich „weder die energiewirtschaftlichen noch die regulatorischen Rahmenbedingungen für Pumpspeicherprojekte positiv entwickelt“ hätten. Das Projekt sollte aus zwei großen Becken bestehen. Bei Stromüberschuss sollte Wasser vom Unterbecken ins 600 Meter höhere Oberbecken gepumpt werden, bei Strommangel sollte es umgekehrt über die Turbinen zurückfließen. Weil der Eingriff in die Landschaft des Hotzenwalds massiv gewesen wäre, hatte es vor Ort heftigen Widerstand gegeben. Als „gute Nachricht für Mensch, Umwelt und Natur vor Ort“ bezeichnete nun der Umweltverband BUND Baden-Württemberg das Aus.

Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) hingegen nannte die Entscheidung des großteils landeseigenen Konzerns „sehr bedauerlich“. Sie sei aus energiepolitischen Gründen „ein Schritt in die falsche Richtung“.

Dennoch dürfte das Ende des Projekts die deutsche Energiewende nicht bremsen. Denn längst gibt es andere Möglichkeiten, Energie zu speichern. So können die sogenannten Systemdienstleistungen inzwischen auch von Batteriespeichern erbracht werden. Im Juni erst hatte das Energieunternehmen EWE Pläne zum Bau der größten Batterie der Welt vorgestellt.

Zugleich wird Strom – unter anderem auch in Biogasanlagen – bedarfsgerechter erzeugt, was wiederum den Speicherbedarf senkt. Firmen flexibilisieren außerdem ihren Verbrauch. Jüngstes Beispiel ist eine Aluhütte in Essen, die gerade eine Elektrolyseverfahren so umstellt, dass sie bevorzugt bei hohem Stromangebot Leistung beziehen kann.

Das Ende des Projekts wird die deutsche Energiewende nicht bremsen

Die Konkurrenz trifft selbst bestehende Pumpspeicher hart: Vattenfall als größter Betreiber in Deutschland hatte im Sommer angesichts der geringen Markterträge angekündigt, Anlagen zu schließen und Stellen abzubauen. Vor diesem Hintergrund wirkten die Neubaupläne im Südschwarzwald zuletzt reichlich bizarr.

Dass das Projektende für die Energiewende weniger relevant ist, als es in manchen Debatten den Anschein hatte, hängt im Übrigen auch damit zusammen, dass Atdorf zur Überbrückung einer sogenannten Dunkelflaute ohnehin nicht taugt: Wenn zwei Wochen kein Wind weht und kaum Sonne scheint, können Pumpspeicher wenig ausrichten.

Atdorf sollte eine Spitzenleistung von 1.400 Megawatt haben (so viel wie ein großes AKW) und hätte diese für gerade mal 9 Stunden bereitstellen können – dann wäre das Becken schon leer gewesen. Pumpspeicher taugen also vor allem als Anbieter von Flexibilität. Als Langzeitspeicher wird man künftig andere Verfahren einsetzen müssen, vielleicht nach dem Prinzip Power-to-Gas. Dabei wird überschüssiger Strom zur Herstellung von Wasserstoff oder auch von Methan genutzt.

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