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Auf nach Syrien

Türkisches Militär passiert die syrische Grenze Richtung Idlib. Offizielle Gegner: Islamisten. Eigentlicher Feind: die Kurden

Von Wolf Wittenfeld, Athen

Was am Sonntag bereits gemeldet worden, hat der türkische Generalstab am Montag offiziell bekannt gegeben: Türkische Truppen haben zum zweiten Mal die Grenze nach Syrien überquert. Ziel ist die Stadt Idlib, rund 40 Kilometer südlich der Grenze. Idlib ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, einer der letzten, die noch von Rebellen gegen das Assad-Regime kontrolliert wird.

Während am Sonntag von Kämpfen zwischen der Freien Syrischen Armee (FSA), die als Vorhut für die regulären türkischen Truppen zuerst über die Grenze gingen, und Dschihadisten der Hajat Tahrir al-Scham (HTS), dem von der al-Qaida-nahen Nusra-Front dominierten islamistischen Bündnis, berichtet wurde, war es am Montag zunächst ruhig. Eine Kolonne türkischer Militärlaster passierte unbehelligt die Grenze. Offiziell soll die türkische Armee ein Abkommen über eine Deeskalationszone in Idlib umsetzen, das in Gesprächen mit Russland und Iran erzielt worden war. Danach soll die Türkei in der Provinz Idlib 14 Beobachtungsposten besetzen, um den Waffenstillstand zwischen Rebellen und den Assad-Truppen zu überwachen.

Ausgenommen von dem Waffenstillstand sind die Dschihadisten der HTS, die die Stadt Idlib seit August kontrollieren. Das HTS-Bündnis wird von Russland, Iran und den USA als Terrororganisation eingestuft, die genau wie der „Islamische Staat“ (IS) bekämpft werden muss. Offiziell vertritt auch die Türkei diese Position.

An der Haltung von Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan sind jedoch erhebliche Zweifel angebracht. Erdoğan hat wiederholt Bedenken gegen die Einstufung der HTS als Terrortruppe angemeldet. Daher ist es schwer vorstellbar, dass die Armee nun massiv gegen die Dschihadisten vorgeht. Das bestätigte am Montag ein früherer Sprecher von HTS, Mostafa Mahamed, über Twitter. Er schrieb: „HTS will nicht gegen die Türkei kämpfen. Beide Seiten wollen reden.“

Erdoğans eigentliche Gegner sind die syrischen Kurden. Wenn die türkische Armee die Provinz Idlib kontrolliert, liegt die von den Kurden bewohnte Region Afrin zwischen zwei von türkischen Truppen kontrollierten Gebieten auf der syrischen Seite der Grenze. Für die türkischen regierungsnahen Medien ist deshalb klar, worum es geht: „Erst Idlib dann Afrin“, titelte am Montag die regierungsnahe Zeitung Yeni Şafak.

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