: Viele Baustellen in Braunschweig
Eintracht Braunschweig verliert nach einem 0:2 gegen St. Pauli den Anschluss zur Spitze – und hat Probleme mit vielen Verletzungen und den eigenen rechten Ultras. Die Hamburger hingegen sind im Soll
Von Frank Schäfer und Marco Carini
Bei Eintracht Braunschweig hängt der Haussegen schief. Da ist unter anderem der ausbleibende sportliche Erfolg des Fußball-Teams trotz zum Teil ansprechender Leistungen. So spielte die Eintracht im Zweitliga-Nordderby den FC St. Pauli am Sonntag lange gegen die Wand und zeigte den bislang besten Saisonauftritt. Doch scheiterten die „Löwen“ bei zahlreichen Großchancen – inklusive eines Elfmeters – immer wieder am starken Gäste-Keeper Robin Himmelmann.
Als die Kräfte der Braunschweiger nachließen, nutzten die Hamburger ihre erste und zweite Torchance und zogen, durch den nach langer Verletzungspause eingewechselten Christopher Buchtmann (76) und Cenk Sahin, mit 2:0 auf und davon.
Apropos Verletzungen: Während der ersten Spielhälfte mussten die Leistungsträger Ken Reichel (Gehirnerschütterung) und Jan Hochscheidt verletzt vom Platz und komplettieren das Braunschweiger Spieler-Lazarett. Braunschweig, mit Aufstiegsambitionen in die Saison gestartet, dümpelt nach nur einem Sieg in neun Partien im unteren Mittelfeld der Tabelle, die Hamburger hingegen halten nach bereits vier Auswärtssiegen engen Kontakt zu den Spitzenteams der Liga.
Am nachhaltigsten aber wird eine Wohlfühl-Atmosphäre in Braunschweig durch die schweren klimatischen Störungen zwischen der Vereinsführung und den rechtsgerichteten Ultras – aus Block 9 der Südtribüne – verhindert. Die experimentieren im Stadion mit Schwarzpulver herum, verunglimpfen gegnerische Fans mit geschmacklosen Inzest-Liedern und versagen aus Protest gegen die Reaktionen des Präsidiums darauf der eigenen Mannschaft phasenweise die Unterstützung. Für ein Team, das in der vorigen Saison vor allem vor heimischem, frenetisch anfeuerndem Publikum gute Leistungen zeigte, ein entscheidendes Manko.
Umgekehrt verurteilen viele Fans die Reaktionen des Vereins auf die Ultra-Eskapaden. Das Training fand hinter Zäunen statt, man erteilte Stadionverbote, verweigerte Fanfotografen den Zutritt zum Stadion-Innenraum, schloss das Fan-Haus. Der Fanrat beklagt deshalb „eine gewisse Entfremdung“. Die Situation macht dünnhäutig. Gleich drei Spieler flogen vergangene Woche in Regensburg vom Platz, Trainer Thorsten Lieberknecht beschimpfte am Wochenende zuvor das heimische Publikum.
In einer vom Verein einberufenen Fanversammlung am vergangenen Donnerstag ließ sich ein wenig Annäherung beobachten. Die Ultras durften auf den ungeliebten Eintracht-Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt einteufeln, der zeigte sich zerknirscht und gelobte Besserung, vor allem mehr Kommunikation. Aber so schnell wollten die Ultras nicht zur Tagesordnung übergehen und kündigten an, gegen St. Pauli werde es noch keinen Support geben. Und ohne Unterstützung dann eben auch keinen Sieg.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen