: Stadtanstieg gegen Meeresanstieg
Vorsorge In Miami Beach lässt die Verwaltung das Straßenniveau anheben, um sich gegen wiederkehrende Fluten zu wappnen
Miami Beach droht auch ohne Hurrikan im Meer zu versinken. Das Eiland liegt durchschnittlich nur 1,3 Meter über dem Meeresspiegel – und der steigt stetig an. Seit 1900 um fast 30 Zentimeter. Die Folge sind regelmäßige Überschwemmungen.
Das Treffen mit dem Surflehrer fand vor der Ankunft „Irmas“ in Florida statt. Jetzt werden dort keine Kajaks mehr verliehen. Doch über die Fluten diskutiert man in Miami Beach schon länger. „Wenn wir nichts unternehmen, werden wir bald nicht mehr hier leben können“, sagte Margarita Wells vom städtischen Projekt Rising Above, mit dem die Stadtverwaltung den Überflutungen Herr werden will. Die Lösung: Wenn der Meeresspiegel steigt, muss auch die Stadt steigen. In den tief gelegenen Stadtteilen ließ die Stadtverwaltung die Straßen abreißen – und erhöhte deren Niveau. Statt 60 Zentimeter unter dem Meeresspiegel liegt Sunset Harbour nun etwa einen Meter darüber.
Dennis’ Kajakverleih liegt nun weit unter dem Straßenniveau.Doch daraus ergeben sich neue Probleme: „Wenn man das Straßenniveau anhebt, sammelt sich das Wasser in den tiefer gelegenen Arealen“, sagte Wells. Um das zu verhindern, installierte Rising Above ein Drainagesystem mit breiten Abflussrohren unter der Fahrbahn. So kann das Wasser abfließen. Pumpen leiten das Wasser in die Bucht von Miami ab. Das Ergebnis: „Seit der Fertigstellung 2016 haben wir kaum noch Überflutungen“, sagte Wells. 86 Millionen Dollar haben die Baumaßnahmen bisher gekostet.
Sunset Harbour ist ein Modellprojekt. Insgesamt will Rising Above 500 Millionen Dollar in den Hochwasserschutz investieren. In Miami Beach bestimmt das Thema die Stadtpolitik. Der Demokrat Philip Levine gewann mit einem Ökoprogramm zweimal die Bürgermeisterwahl. Kajakverleiher Dennis sagt: „Die Öffentlichkeit muss über den Klimawandel aufgeklärt werden. Sonst werden wir bald alle ein ernsthaftes Problem bekommen.“
Jörg Wimalasena
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