piwik no script img

Trumps Weg zum Antirassismus und wieder zurück

ZUSAMMENHÄNGE Der US-Präsident zeigt viel Verständnis für die Unite-the-Right-Demonstranten. Der Ku-Klux-Klan ist erfreut und bedankt sich

BERLIN taz | Wie ernst hat US-Präsident Donald Trump es am Montag gemeint, als er davon sprach, dass Rassismus böse sei und die Neonazis und Rassisten in Charlottesville zu verurteilen seien?

Bei einer Pressekonferenz am Dienstag im Foyer seines Trump Towers in New York beseitigte der Präsident alle Zweifel an seiner Haltung: Auch unter den „Unite-the-Right“-Demonstranten habe es „sehr anständige“ Leute gegeben, sagte er da. Für deren Anliegen, den Abriss der Statue des Südstaaten-Generals Robert F. Lee zu verhindern, zeigte Trump größtes Verständnis: Wo das denn aufhöre?, fragte er. Würden morgen auch die Statuen der ehemaligen Präsidenten George Washington und Thomas Jefferson abgebaut, weil sie Sklavenhalter waren?

Auf die Frage, ob er die mörderische Auto-Attacke auf Bürgerrechtler und linke Gegendemonstranten als terroristischen Akt ansehe, sagte Trump, das könne man nennen, wie man wolle: Mord, Terror – das sei doch rechtliche Semantik.

Im Übrigen aber, so der Präsident weiter: Warum spreche niemand über die Gewalt, die von den Gegendemonstranten ausgegangen sei?

Trump, der erfolgreich den Begriff „Alt Left“ für die meist linken Demonstranten lancierte – in Anlehnung an die „Heil Trump“ skandierenden Rechtsextremen um Richard Spencer, die als „Alt Right“ bekannt sind – nahm damit genau jene Begriffe auf, die in den Tagen seit Charlottesville in rechtsextremen Publikationen immer wieder wiederholt worden waren.

Das wechselte Trump ab mit wiederholten Angriffen auf die versammelten Medienvertreter, mit denen er sich lautstarke Zankereien lieferte. Auf die Frage, warum seiner Ansicht nach ein Industrieboss nach dem anderen seinen Industriebeirat verließ, erklärte Trump: Das liege daran, dass sie ihren Job nicht ernst nähmen und außerdem ein schlechtes Gewissen hätten, weil sie Jobs ins Ausland verlagert hätten.

Auf die Begründung der Manager selbst, sie könnten Trumps Toleranz für Rassisten und Nazis nicht mittragen, ging er mit keinem Wort ein.

Das Echo auf die Pressekonferenz war geteilt: Während selbst bei den Studiokommentatoren des rechten Murdoch-Senders Fox News zunächst Perplexität vorherrschte, bedankten sich der ehemalige Ku-Klux-Klan-Hexenmeister David Duke und andere Mitorganisatoren des rechten Aufmarschs von Charlottesville umgehend auf Twitter für die klaren Worte des Präsidenten. Bernd Pickert

Meinung + Diskussion

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen