Italien ermittelt gegen Priester: Angeblich Beihilfe zur Schlepperei

Mussie Zerai unterstützt die Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer. Sein Engagement wird ihm nun von italienischen Behörden als Schlepperei ausgelegt.

Porträt Zerai

Mussi Zerai wurde 2016 von Pro Asyl mit dem Menschenrechtspreis ausgezeichnet Foto: dpa

ROM dpa | In Italien wird nun auch einem Priester vorgeworfen, Beihilfe zur illegalen Migration geleistet zu haben. Mussie Zerai, der für sein Engagement für Flüchtlinge 2015 Kandidat für den Friedensnobelpreis war, sei ebenfalls von den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Trapani betroffen, berichteten italienische Medien übereinstimmend. Die Ermittlungen richten sich auch gegen die deutsche Hilfsorganisation Jugend Rettet. Die Staatsanwaltschaft bestätigte die Berichte am Donnerstag auf Anfrage zunächst nicht.

Zerai lebt in der Schweiz und stammt aus Eritrea. Er kam Anfang der 90er Jahre als Flüchtling nach Italien. Unter Migranten und Flüchtlingen ist er spätestens bekannt, seit er Anrufe von Menschen entgegennimmt, die auf dem Mittelmeer in Seenot geraten. „Ich leite die Meldungen weiter an die Seenotrettungsleitstelle der Küstenwache in Rom, an die maltesische und schließlich auch an die NGOs wie Ärzte ohne Grenzen, Sea Watch, Moas und (das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen) UNHCR“, sagte Zerai der Zeitung La Repubblica.

Die Positionen der Boote, die ihm durchgegeben werden, veröffentliche er auch auf seiner Facebook-Seite. Die Anrufe setzten nicht Schlepper in Libyen ab, sondern Menschen, die sich bereits seit Stunden auf dem Meer befänden, betonte er im Interview mit dem Fernsehsender Rai.

Seine Telefonnummer hatte sich nach und nach unter Migranten herumgesprochen, seit Zerai 2003 als Dolmetscher für einen Journalisten in einem libyschen Gefängnis mit eritreischen Flüchtlingen in Kontakt kam, die auf dem Weg nach Europa waren. Seitdem engagiert er sich für Flüchtlinge, gründete 2006 in Italien die Hilfsorganisation „Agenzia Habeshia“ und wurde 2016 von Pro Asyl mit dem Menschenrechtspreis ausgezeichnet.

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