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Was zwischen zwei Kriegen aufblühte

Kino Im Jubiläumsjahr der 1917 gegründeten Ufa läuft sich das Babylon-Mitte ab Donnerstag mit 100 Filmen warm. Eröffnet wird, ganz klassisch, mit Fritz Langs Überklassiker „Metropolis“

Es war mal wieder das missbrauchte Heeresgerät. Nun, vielleicht nicht ganz. Doch zumindest steht fest: Ohne den Ersten Weltkrieg gäbe es in diesem Jahr keine 100 Jahre Ufa zu feiern.

Im Sommer 1917 machte sich der Generalquartiermeister Erich Ludendorff beim preußischen Kriegsministerium für „eine Vereinheitlichung der deutschen Filmindustrie“ stark. Man hatte in Russland die Februarrevolution erlebt, kämpfte im eigenen Land mit zunehmenden sozialen Spannungen, und die USA hatten Deutschland im April den Krieg erklärt. Der Film als Propagandamittel kam auf der gegnerischen Seite längst stark zum Einsatz, im eigenen Land war er Ludendorff zur „Beeinflussung der Massen“ daher mehr als recht. Am 18. Dezember des Jahres schließlich wurde die Universum Film AG, kurz Ufa, in Berlin als Zusammenlegung verschiedener privater Firmen gegründet.

Ende des Zweiten Weltkriegs war es dann schon wieder vorbei mit den großen Tagen der Ufa. In der Zwischenzeit hatte sie in den zwanziger Jahren eine sensationelle Hochphase erlebt, mit Klassikern von Fritz Lang wie „Metropolis“ (1925/26), „Die Nibelungen“ (1922/24) und „Dr. Mabuse, der Spieler“ (1921/22) oder Josef von Sternbergs „Der blaue Engel“ (1929/30) – und vielen weiteren.

Melancholie 1944

An diese große Zeit der Ufa erinnert das Kino Babylon-Mitte schon jetzt mit der Reihe „100 Jahre Ufa in 100 Filmen“, um dem geneigten Publikum die Mittel an die Hand zu geben, beim Jubiläum kurz vor Weihnachten einen gut Teil des Ufa-Erbes (wieder) auf der Leinwand gesehen zu haben.

Die Reihe verschweigt dabei keinesfalls die Propagandafunktion, die das Unternehmen auch im Nationalsozialismus übernahm. Vorbehaltsfilme, die lediglich mit historischer Einführung und anschließender Diskussion gezeigt werden dürfen, wie Hans Steinhoffs „Hitlerjunge Quex“ (1933), dürfen da nicht fehlen. Sie stellen aber die Minderheit unter den Filmen aus der NS-Zeit, stattdessen überwiegen politisch unverbindliche Arbeiten wie Veit Harlans Melodram „Opfergang“ (1942/43), der auf höchst ambivalente Weise zeigt, was für ein virtuoser Filmemacher der Regisseur des antisemitischen Hetzstreifens „Jud Süß“ war.

Einer der schönsten Filme aus finsterer Zeit ist Helmut Käutners „Unter den Brücken“ (1944) über zwei Berliner Kahnschiffer, die um dieselbe Frau buhlen. Alles andere als heroisch oder martialisch, wie es die Doktrin verlangte, sieht man Carl Raddatz und Gustav Knuth als zwei gebrochene Gestalten, mehr Melancholiker denn Draufgänger, die still unter dem Treiben der Stadt entlanggleiten.

Die Bilder, die an keiner Stelle erkennen lassen, dass Berlin während der Dreharbeiten längst vom Krieg gezeichnet war, blicken in ihrer Vorliebe für dunkle Nachtschatten auf eine wenig optimistische Stadt, geben den Figuren dafür umso mehr existenzielles Gewicht und eine einmalig düstere Poesie. Im März 1945 landete „Unter den Brücken“ bei der Zensurbehörde, in die Kinos kam er vor Ende des Krieges aber nicht mehr.

Das Lachen kommt selbstverständlich auch nicht zu kurz. Sehr gut geht das mit Robert ­Siodmaks Fragment „Der Mann der seinen Mörder sucht“ (1930), in dem Heinz Rühmann einen suizidal veranlagten Herrn gibt, der einen Auftragsmörder für sich selbst bestellt – und es sich kurz darauf anders überlegt. Sowieso schön: Wilhelm Thieles Tonfilmoperette „Die drei von der Tankstelle“ (1930), noch einmal mit Rühmann, unter anderem neben der wunderbaren Lilian Harvey. Tim Caspar Boehme

„100 Jahre Ufa in 100 Filmen“: 31. August bis 4. Oktober, Babylon-Mitte, Programm: www.babylonberlin.de

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