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Schröder, das Zugpferd

Wahl-Kampf

Gerhard Schröder zieht nach wie vor, und die SPD braucht ihn – als einen, der vormacht, wie es geht. Als Redner und Wahlkämpfer. Zuletzt auf dem Dortmunder Schulz-Jubelparteitag im Juni. Wenn der Parteitag ihn einlädt – warum soll der SPD-Bundestagsabgeordnete Lars Klingbeil ihn nicht nach Rotenburg bitten? Klingbeil will den Wahlkreis direkt gewinnen, da braucht er ein Zugpferd. Wieso ausgerechnet Schröder? Weil Klingbeil in dessen Bundestagsbüro von 2001 bis 2003 gearbeitet hat.

Zwischen der Einladung nach Rotenburg und dem Wahlkampfauftritt am Mittwoch liegt aber nun die Ankündigung des russischen Ministerpräsident Dmitri Medwedew, dass der Kreml Gerhard Schröder gern im Aufsichtsrat des Erdölkonzerns Rosneft sehen würde. Verdienst: 350.000 Euro im Jahr bei vier Sitzungen. Rosneft steht seit der russischen Annexion der Krim auf der Sanktionsliste der EU.

Die grüne Bundestagsabgeordnete Marieluise Beck stellte der Bundesregierung die Frage, ob das Kanzleramt wisse, wo­rüber Schröder, Russlands Präsident Putin und Bundesaußenminister Gabriel auf dem Wirtschaftsgipfel in St. Petersburg im Juni bis in die Nacht gesprochen haben. War das rein privat?

Schröder verfolgt eine andere Außenpolitik, klar. „Ich will das Verhältnis zwischen der EU und Russland verbessern helfen“, sagt er. Und: „In der Krim-Frage wird sich nichts ändern, alle anderen Fragen sollte man getrennt klären.“ Das bedeutet: Die Annexion muss man akzeptieren.

Seine Nominierung für den Aufsichtsrat des Staatskonzerns durch den Kreml betrachtet Schröder dabei als normale „Wahl“. Nach der Kritik innerhalb der SPD meinte er trotzig: „Ich werde mich zur Wahl stellen.“ Dazu hält sich der Wahlkämpfer Lars Klingbeil vornehm zurück: „Ich freue mich auf ein offenes Gespräch über seinen Blick auf eine immer hektischere weltpolitische Lage.“ kawe

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