: Ermittlungen gegen deutsche Landwirte
ESSEN Im Skandal um mit Fipronil belastete Eier gibt es auch Kritik an verschwiegenen Hinweisen
Bislang ist von drei Legehennenbetrieben im niedersächsischen Landkreis Grafschaft Bentheim bekannt, dass ihre Eier mit Fipronil belastet waren. Hinzugekommen ist inzwischen ein Betrieb mit 25.000 Legehennen im Landkreis Leer. Alle Betriebe wurden von den Behörden gesperrt und die Eier aus dem Verkehr gezogen. Im Landkreis Emsland wurde eine Junghennenaufzucht gesperrt.
Die Verwendung von Fipronil bei Tieren, die Lebensmittel liefern, ist in der EU verboten. Derzeit wird angenommen, dass ein belgischer Hersteller einem gängigen Reinigungsmittel verbotenerweise Fipronil beimengte und die Mischung an Betriebe in Belgien, den Niederlanden und Deutschland verkaufte. Das Insektizid soll Tiere vor Flöhen, Läusen und Zecken schützen und wurde zur Desinfektion der Ställe benutzt.
Der Agrarminister Belgiens, Denis Ducarme, reagierte mit Unverständnis auf das Vorgehen der belgischen Behörde für Lebensmittelsicherheit FASNK. Laufende Ermittlungen der Staatsanwaltschaft seien „kein Argument“, um Informationen über den Skandal geheim zu halten, sagte Ducarme am Montag dem belgischen Sender RTBF. Der Verbraucherschutz habe Vorrang. Die FASNK hatte am Wochenende eingeräumt, schon Anfang Juni über einen ersten Verdachtsfall informiert worden zu sein. Erst am 20. Juli wurden andere EU-Staaten in Kenntnis gesetzt.
Nach der offiziellen Bekanntgabe hatte es dutzende Nachweise in Eiern niederländischer Produzenten gegeben, Millionen dieser Eier waren nach Deutschland, die Schweiz und Schweden geliefert worden.
Verbraucher sollten belastete Eier dem Handel zurückgeben oder mit dem Restmüll entsorgen, empfehlen die Behörden. Die Ware ist an den Eiernummern zu erkennen, die auf der Internetseite lebensmittelwarnung.de gelistet sind.
Dem zuständigen Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zufolge ist nach den bisher aus Deutschland vorliegenden Laborergebnissen eine akute gesundheitliche Gefährdung der Verbraucher, einschließlich Kinder, unwahrscheinlich. Grund sind die geringen Dosen. Zuvor hatte das BfR aufgrund der höheren Messwerte aus Belgien erklärt, dass ein Risiko für Kinder „möglich“ sei. JMA
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