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29 Tote nach Anschlag auf Moschee in Herat

Afghanistan Der „Islamische Staat“ versucht wie in Irak und Syrien Konflikte zwischen Sunniten und Schiiten zu provozieren

Angehörige trauern um die Opfer des Anschlags auf die Moschee in Herat Foto: Hamed Sarfarazi/ap

Von Thomas Ruttig

BERLIN taz | Nach der Hauptstadt Kabul wird nun auch Herat, die drittgrößte Stadt Afghanistans, immer öfter zum Ziel terroristischer Anschläge. Zur Zeit des Abendgebets am Dienstag stürmten dort mindestens zwei Bewaffnete eine mit etwa 300 Menschen vollbesetzte schiitische Moschee, schossen auf die Betenden und sprengten sich dann in die Luft. Afghanische Stellen sprechen von 29 Toten und 65 Verletzten. Wie schon für den Angriff am Montag auf Iraks Botschaft in Kabul übernahm der örtliche Ableger des „Islamischen Staates“ (IS) die Verantwortung für die Bluttat. Die Taliban distanzierten sich.

Dies war schon der fünfte und bisher opferreichste Angriff auf eine schiitische Moschee seit Jahresbeginn und der siebte seit Beginn einer Angriffswelle gegen solche Ziele im Sommer 2016. Zudem wurde im Dezember ein schiitischer Moscheevorsteher von einem vorbeifahrenden Motorrad aus erschossen. Erst zum zweiten Mal bekannte sich der IS zu einem solchen Anschlag in der westafghanischen Metropole mit ihrer diversen Bevölkerung: Zwei Drittel sind überwiegend sunnitische Farsiwan (Persisch-Sprecher) und Paschtunen, ein weiteres Drittel schiitische Hasara, meist Binnenflüchtlinge. Beim ersten Fall kamen im Mai bei der Explosion einer Bombe vor einer Bäckerei 7 Menschen ums Leben und 17 weitere wurden verletzt. Wahrscheinlich war sie aber zu früh losgegangen und sollte eigentlich eine religiöse Zusammenkunft von Schiiten in der Nähe treffen, was zu noch mehr Opfern geführt hätte. Zu einem Anschlag auf die Große Moschee von Herat, einem kulturhistorisch wertvollen Bau von Anfang des 13. Jahrhunderts, Anfang Juni mit 9 Toten und 17 Verletzten bekannte sich keine Gruppe. Diese Moschee wird sowohl von Schiiten als auch von Sunniten besucht.

Der IS versucht nach Ansicht örtlicher Beobachter wie in Irak und Syrien einen sektiererischen Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten zu provozieren. Dies wird von den Afghanen bisher zurückgewiesen. Demonstrativ spendeten am Mittwoch in Herat junge Sunniten und Schiiten Blut für die Opfer.

Auch außerhalb Herats verschlechtert sich die Sicherheitslage. Mindestens die Hälfte der 16 Distrikte der gleichnamigen Provinz verzeichnen anhaltende Taliban-Aktivitäten. Laut UNO verzeichnete sie im ersten Halbjahr 2017 landesweit die siebthöchste Zahl an zivilen Opfern.

Gekämpft wurde gestern auch anderswo in Afghanistan. In Kandahar explodierte eine Autobombe nahe einem Konvoi des US-Militärs. Offizielle Angaben zu Opfern lagen zunächst nicht vor. Aber Augenzeugen berichteten von drei Menschen, die tot oder verletzt in einem Hubschrauber abtransportiert worden seien. Die Taliban bekannten sich zu diesem Anschlag. In der südostafghanischen Provinzstadt Gardes zerfetzte eine Magnetbombe am Fahrzeug eines hohen Geheimdienstmitarbeiters zwei Menschen. In der Südprovinz Helmand kamen nahe der Provinzhauptstadt Laschkargah sechs Polizisten bei einem Taliban-Angriff um.

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