: Anklage gegen „Abu Walaa“ erhoben
NETZWERK Die Nr. 1 des IS in Deutschland und vier weitere Männer sollen Kämpfer für die Terrororganisation rekrutiert haben
Die Bundesanwaltschaft hat gerade Anklage gegen den 33-jährigen Iraker Ahmad Abdulaziz Abdullah A. und vier weitere Männer erhoben.
A., der in der Szene Abu Walaa genannt wird, ist laut Bundesanwaltschaft der Repräsentant des IS in Deutschland; er soll auch der Kopf eines überregionalen Netzwerks sein, das Kämpfer für den IS rekrutierte und ihre Ausreise organisierte. In der Anklageschrift werden sechs Ausreisen in den Jahren 2014 und 2015 aufgeführt.
Zu diesem Netzwerk soll auch Anis Amri, der bei seinem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt im Dezember zwölf Menschen tötete, Kontakt gehabt haben – ebenso wie die Gruppe von Jugendlichen, die 2016 den Anschlag auf einen Sikh-Tempel in Essen verübte.
Die Bundesanwaltschaft wirft den fünf 27- bis 51-jährigen Männern unter anderem Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung oder deren Unterstützung vor. Abu Walaa habe sich offen zum IS bekannt. Als Imam der Moschee des Deutschen Islamkreises Hildesheim habe er radikalislamisch gepredigt.
Der Verein ist inzwischen verboten. Abu Walaa, der auch im Netz predigte und Verhaltenstipps erteilte, war dort stets nur von hinten zu sehen. Deshalb wird er auch „Prediger ohne Gesicht“ genannt.
Die Sicherheitsbehörden verdächtigten ihn und seine Mitstreiter schon lange, hatten aber nicht genug Beweise für eine Festnahme. Den Durchbruch brachte ein Kronzeuge: Anil O., der von dem Netzwerk nach Syrien geschleust worden sein soll. Der inzwischen 23-jährige O., der auch im Prozess gegen Sven Lau ausgesagt hat, ist im Zeugenschutzprogramm. Vor Gericht tritt er zum eigenen Schutz stets maskiert auf. Inzwischen hat das Oberlandesgericht Düsseldorf ihn zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.
Abu Walaa und die vier anderen Angeklagten sitzen seit ihrer Festnahme Anfang November in Nordrhein-Westfalen bzw. Niedersachsen in Untersuchungshaft. Bundesinnenminister Thomas de Maizière sprach nach der Festnahme von einem „wichtigen Erfolg“. Sabine am Orde
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen