Feuer in Flüchtlingsunterkunft: Wachmann unter Verdacht

Ein Wachmann soll in einer Braunschweiger Flüchtlingsunterkunft Feuer gelegt haben. Eine politische Motivation steckt offenbar nicht hinter der Tat, sondern Rache.

Galt anfangs als musterhaft: die Unterkunft in Braunschweig-Gartenstadt bei der Eröffnung im April Foto: Nick Wenkel

GÖTTINGEN taz | Und wieder hat es in einem Braunschweiger Flüchtlingsheim gebrannt: Während die Polizei für zwei Ende Juni im Stadtteil Bienrode gelegte Brände einen elfjährigen Bewohner verantwortlich macht, soll am vergangenen Sonnabend ein Mitarbeiter der mit der Bewachung einer Unterkunft in der Gartenstadt betrauten Sicherheitsfirma Feuer gelegt haben. Der 21-Jährige habe auch bereits ein Teilgeständnis abgelegt, sagte ein Polizeisprecher.

Nach dem Stand der bisherigen Ermittlungen hatte der Mann ein mit Brandbeschleuniger getränktes Tuch durch ein offenes Fenster in einen Raum des erst vor wenigen Monaten von Geflüchteten bezogenen Hauses geworfen. Der 34 Jahre alte Bewohner des betroffenen Zimmers versuchte die Flammen zu löschen. Er erlitt dabei leichte Verletzungen, musste in einem Krankenhaus behandelt werden.

Gleichzeitig löste ein Brandmelder Alarm aus und alarmierte Mitbewohner und wegen eines Grillfestes anwesende Gäste in der Unterkunft sowie die Feuerwehr. Ein Löschzug habe die restlichen Flammen schnell ersticken können, so die Polizei. Über die Höhe des entstandenen Sachschadens machte der Sprecher keine Angaben.

Gegen den mutmaßlichen Täter erließ das Braunschweiger Amtsgericht auf Antrag der Staatsanwaltschaft noch am Wochenende Haftbefehl – der wurde inzwischen mit Meldeauflagen allerdings wieder ausgesetzt. Der Verdächtige müsse sich zweimal wöchentlich bei der Polizei melden, sagte Staatsanwältin Julia Meyer.

Nach ihren Angaben gibt es nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen kein ausländerfeindliches Motiv für die Tat. Der Beschuldigte habe stattdessen erklärt, er habe aus Wut über einen Bewohner des Flüchtlingsheims gehandelt. Dieser habe sich über ihn bei seinem Arbeitgeber beschwert und deshalb habe er eine Abmahnung erhalten. Aus Rache habe er deshalb das Zimmer des Geflüchteten in Brand setzen wollen.

Auch das gewöhnlich gut informierte Braunschweiger Bündnis gegen rechts hat keine Kenntnis, dass der mutmaßliche Brandstifter zur rechten Szene der Stadt gehört. Bündnissprecher David Janzen kennt aber den Fall eines Sympathisanten des Braunschweiger Pegida-Ablegers Bragida, der in der Unterkunft für minderjährige Geflüchtete beschäftigt war. Die Stadt Braunschweig habe, als sie von diesen Verbindungen erfuhr, schnell reagiert und den Mann entlassen.

Die jetzt betroffene Asylbewerber-Unterkunft in der Gartenstadt war erst im April eröffnet worden, sie bietet Platz für 70 Menschen. Sie haben dort eigene Zimmer oder kleine Wohnungen. Betreiber der Einrichtung ist die Stadt Braunschweig. Der von der Kommune beauftragte Sicherheitsdienst teilte auf taz-Anfrage mit, es gebe „selbstverständlich“ Konsequenzen für den verdächtigten Mitarbeiter. Der 21-Jährige befinde sich noch in der Probezeit und werde zunächst von seinen Aufgaben im Flüchtlingsheim freigestellt. Über das endgültige Vorgehen werde nach Ende der Ermittlungen beziehungsweise nach einem Gerichtsurteil entschieden.

Der 21-Jährige ist noch in der Probezeit und wird zunächst von seinen Aufgaben im Flüchtlingsheim freigestellt

Unterdessen hält die Polizei zwei Brände in einer Flüchtlingsunterkunft im Stadtteil Bienrode für aufgeklärt. Demnach sollen die Feuer von einem elfjährigen Jungen gelegt worden sein, der in dem Heim wohnt. Eine Einwirkung von außen werde ausgeschlossen, da die betroffenen Räume nur für Bewohner zugänglich seien.

Am 28. Juni hatte in einer Waschküche ein Eimer mit Kleidung gebrannt, einen Tag später entdeckten Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes in einem Abstellraum einen brennenden Teppich. Sie konnten die Feuer löschen. In beiden Fällen soll sich der Junge bei Ausbruch der Brände in der Nähe aufgehalten haben. Bei seiner Vernehmung machte er keine Angaben.

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