Die Bundeswehr zieht tatsächlich aus Incirlik ab

Verteidigung Wegen des Konflikts mit Ankara wurde ein Tankflugzeug nach Jordanien verlegt

Noch bis Ende Juli sollen Tornados Flüge absolvieren

BERLIN rtr/taz | Die Bundeswehr hat mit den Abzug vom türkischen Luftwaffen-Stützpunkt Incirlik begonnen. Das Tankflugzeug für die Aufklärungs-Jets vom Typ Tornado habe den Militärflughafen verlassen, sagte am Sonntag ein Sprecher des Verteidigungsministeriums und bestätigte damit einen Bericht des Spiegels.

Die Verlegung der Luftwaffeneinheit nach Jordanien ist der vorläufige Abschluss einer von mehreren deutsch-türkischen Streitigkeiten, die das Verhältnis beider Staaten seit Monaten zunehmend belasten.

In Incirlik sind bislang rund 280 deutsche Soldaten als Teil des internationalen Einsatzes gegen die Terrormiliz IS stationiert. Mit sechs Tornados fliegen sie Aufklärungseinsätze über Syrien und dem Irak, zudem versorgte das Tankflugzeug die Verbündeten in der Luft mit Treibstoff. In dem seit Januar 2016 laufenden Bundeswehreinsatz im Rahmen der Anti-IS-Koalition stiegen die Tornados bislang von Incirlik zu rund 950 Einsätzen auf. Das Tankflugzeug flog 430 Einsätze mit mehr als 2.000 Luftbetankungen.

Die in Incirlik stationierten Tornado-Aufklärungsflugzeuge sollen noch bis Ende Juli von dort aus ihre Überwachungsflüge über dem Irak und Syrien fliegen. Sie sollen dann vorübergehend nach Deutschland zurückkehren und erst nach Jordanien gebracht werden, wenn die Basis dort einsatzbereit ist.

Seit mehr als einem Jahr ist der Truppenstützpunkt Incirlik Dauerstreitthema zwischen der türkischen und der deutschen Regierung. Die AKP-Regierung unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte es Bundestagsabgeordneten untersagt, die deutschen Soldaten in Incirlik zu besuchen.

Vor zweieinhalb Wochen beschloss die Bundesregierung den Umzug der Bundeswehr auf die jordanische Airbase al-Azraq, die rund 150 Kilometer östlich der Hauptstadt Amman liegt. Dort sind bereits Flugzeuge anderer Nato-Mitglieder der „Koalition gegen den Terror“ stationiert. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat angekündigt, dass sich die Bundeswehr von Oktober an wieder an den Einsätzen von Jordanien aus beteiligen will.

Zuletzt hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel das Thema Incirlik nochmals bei ihrem Treffen mit Erdoğan am Randes des G20-Gipfels auf den Tisch gebracht. Doch die „großen Differenzen“ – wie Merkel es ausdrückte – konnten nicht beigelegt werden.