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Klima ist an die Kapitalisten outgesourct

Ökologischer Umbau Wie die Finanzwirtschaft grün werden kann, das war mal ein großes Thema der G20. Jetzt müssen es die Banker selbst richten.

In einer Hinsicht ist dieser G20-Gipfel bereits jetzt historisch. Es ist das erste globale Treffen der Mächtigsten der Welt, auf dem die Politik entscheidende Fragen zum ökologischen Umbau der Weltwirtschaft an ebenjene Wirtschaft auslagert. Oder besser gesagt: auslagern muss.

Das liegt an der neuen US-Regierung unter Donald Trump. Im vergangenen Jahr fand der G20-Gipfel in China statt, und Peking nutzte den Schwung, den der neue Weltklimavertrag von Paris in die internationale Di­plo­ma­tie gebracht hatte. China etablierte eine Green Finance Study Group der G20, die erkunden sollte, wie die Finanzmärkte umzubauen sind, damit die Wucht ihrer Dollarbillionen den Planeten rettet, statt ihn zu zerstören. Man brauche mehr Geld für „ökologisch orientierte Finanzierung“ hieß es schließlich im Abschlusskommuniqué des Gipfels von Hangzhou.

Klingt belanglos, ist aber eine Menge wert. Solche Signale lenken Geldströme um, sie sind ein Wink der Regierungen an Börsen und Banken: Wir sorgen dafür, dass ihr mit Klimaschutz Kohle machen könnt. Doch mit der neuen US-Regierung sind solche Sätze nicht drin. „Grün“ und „Klima“ ist für die Trump-Administration wie Knoblauch und Sonne für Vampire. Die Green Finance Study Group findet in der Hamburger G20-Erklärung wahrscheinlich keine Erwähnung. Was nicht so schlimm ist, glaubt man die These, dass die Wirtschaft den ökologischen Umbau des Kapitalismus selbst vorantreibt.

Für diese Saulus-Paulus-Erzählung stehen vor allem zwei Männer: Börsenlegende und Milliardär Warren Buffett und der ehemalige Goldman-Sachs-Investmentbanker und heutige Chef der englischen Notenbank und Vorsitzende des Finanzstabilitätsrats, Mark Carney. Der Finanzstabilitätsrat mit Sitz in Basel erarbeitet für die G20-Staaten die Regeln für den internationalen Kapitalismus.

Mark Carney sagt seit Jahren, dass der Klimawandel eine Tragödie sei und die Stabilität der Finanzmärkte gefährde. Unter seiner Führung erarbeitet der Finanzstabilitätsrat nicht nur die oben erwähnten Klimaempfehlungen für den G20-Gipfel in China. Er initiierte auch eine Gruppe aus 32 Finanzexperten aus den mächtigsten Geldhäusern, Versicherern und Fonds der Welt unter dem Vorsitz von Warren Buffett.

Die Gruppe legte kurz vor dem G20-Gipfel in Hamburg einen Report vor, der aufzeigt, wie der Marsch der Ökologie durch die Finanzinstitutionen gelingen soll. Finanzkonzerne sollen demnach künftig in ihren Bilanzen klar ausweisen, wie viel Geld sie in fossilen Energien stecken haben.

Dank dieser Transparenz könnten sich Investoren von solchen Geschäften zurückziehen, weil die Risiken zu hoch sind: Die schnell sinkenden Kosten und der starke Ausbau sauberer Energien und energieeffi­zienter Technologien könne bald signifikante finanzielle Auswirkungen auf Organisationen haben, die von der Förderung und Produktion von Kohle, Öl und Gas abhängig sind, heißt es in dem Report. Bis Ende des Jahrhunderts könnten so Anlagen von bis zu 46 Billionen Dollar ihren Wert verlieren – während andere, ökologische, an Wert gewinnen.

Noch ist nur 1 Prozent des weltweit vorhandenen Vermögens entsprechend klima­freundlich angelegt. Damit sich das ändere, brauche es weiter klare strategische Signale von der Politik, schreiben die Experten der Finanzkonzerne. Von dem Gipfel in Hamburg werden die nicht ausgehen. Ingo Arzt

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