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Eine Entschuldigung, die nicht ausreicht

ChilePräsidentin Michelle Bachelet räumt Verbrechen am Volk der Mapuche ein. Doch es hagelt Kritik

Chiles Präsidentin Michelle Bachelet Foto: picture alliance

BUENOS AIRES taz | Chiles Präsidentin Michelle Bachelet hat sich beim Volk der Mapuche entschuldigt. „Wir haben als Land versagt. Deshalb möchte ich heute, in meiner Eigenschaft als Präsidentin der Republik, offiziell und in aller Bescheidenheit das Volk der Mapuche um Verzeihung bitten, für die Irrtümer und Gräuel, die der Staat begangen und geduldet hat“, sagte Bachelet am vergangenen Freitag im Präsidentenpalast in Santiago.

In Chile leben rund eine Million Mapuche. Der größte Teil ist in den zentralen und südlichen Provinzen Bío-Bío, Araukanien und Los Ríos beheimatet. Seit mindestens 2.000 Jahren leben die Mapuche in dieser Region. 400 Jahre hatten sie sich erfolgreich gegen die Invasoren gewehrt.

Bereits seit mehreren Jahrzehnten kommt es immer wieder zu gewaltsamen Konflikten zwischen vor allem europäisch-stämmigen Grundbesitzern und den Mapuche. Dabei gibt es auf beiden Seiten Todesopfer zu beklagen.

Nach der Entschuldigung stellte die sozialistische Präsidentin ihren „Plan Araucanía“ vor, mit der die Region befriedet werden soll. So sollen ein Ministerium für indigene Völker und ein indigener Rat geschaffen werden. Ein Investitionsprogramm für Infrastrukturmaßnahmen und Bildungseinrichtungen soll aufgelegt werden. Zudem plant die Regierung, Hilfs- und Schutzmaßnahmen für die Opfer von Gewalt zu verbessern. Die Kataster für Land und Wasser sollen aktualisiert werden und die Sprache der Mapuche offiziell anerkannt werden. Der 24. Juni wird künftig als „Día Nacional de los Pueblos Originarios“ ein nationaler Feiertag sein.

Dass die Präsidentin ihre Entschuldung in der Hauptstadt Santiago und nicht in Araukanien aussprach und die angekündigten Maßnahmen reichlich spät kommen, gehörte noch zu den gemäßigsten kritischen Äußerungen. Richard Caifal, ehemaliges Mitglied der von Bachelet für den Plan eingesetzten Beraterkommission, brachte es auf die knappe Formel: „Was die Präsidentin vorschlägt, ist im Grunde für den Unternehmersektor in Araukanien relevant und nicht für die Mapuche.“

Sechs Monate vor den nächsten Präsidentenwahlen hat Bachelet damit zwar ein Versprechen eingelöst, aber dessen konkrete Umsetzung weitgehend ihrem Nachfolger überlassen. „Die erwartbaren Schlussfolgerungen zu Investitionen sowie einer Wiedergutmachung für die Opfer können noch so positiv sein. Solange die Präsidentin nicht das wesentliche Problem angeht, nämlich die terroristische Gewalt, die Araukarien heute betrifft, wird davon nichts in der Praxis umgesetzt werden“, kritisierte José Antonio Kast, unabhängiger, der rechtsnationalistischen Partei UDI nahestehender, Präsidentschaftskandidat.

„So sehr der Präsidentin dafür zu danken ist und so sehr dies die rechten Parteien wurmt, ist das zentrale Problem der Autonomie in keiner Weise gelöst,“ kritisierte der aus Araukarien stammende Mapuche und linke Politiker, Diego Ancalao. Bachelet habe das Thema nicht ein einziges Mal erwähnt.

„Das zentrale ­Problem der ­Autonomie ist in keiner Weise gelöst“

Diego Ancalao, Linkspolitiker

„Die Autonomie, die mein Volk verloren hat, als es von seinen angestammten traditionellen Ländereien vertrieben und ihm diese schlicht und einfach entrissen wurden, muss endlich in der Verfassung verankert werden,“ forderte Ancalao. Dazu müsse ein Statut erlassen werden, das diese rechtlich regelt und die Bildung eines Parlaments der Mapuche festlege.

Jürgen Vogt

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