piwik no script img

Interne Ermittlungen bei Uber20 Mitarbeiter gefeuert

Uber reagiert auf die Vorwürfe wegen Diskriminierung, Belästigung, Sexismus und Mobbing. Mitarbeiter werden entlassen, abgemahnt und in Schulungen geschickt.

„Uber? Ich kann’s nicht mehr hören!“ Nee, diesem Taxifahrer ist nur der eigene Anti-Uber-Protest zu laut Foto: ap

San Francisco dpa | Uber ist wegen seiner aggressiven Unternehmenskultur schon lange umstritten. Nun reagiert die Firma auf Sexismus- und Mobbing-Vorwürfe – unter anderem mit Kündigungen. Doch trotz starken Wachstums hat der Fahrdienst-Vermittler noch genug andere Probleme.

Der Fahrdienst-Vermittler hat nach Ermittlungen zu Vorwürfen von Sexismus und systematischer Diskriminierung 20 Mitarbeiter entlassen. Weitere sieben Angestellte hätten eine „letzte Warnung erhalten“ und 31 seien in Schulungen geschickt worden, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Es bestätigte damit entsprechende Berichte in US-Medien. In 57 Fällen seien die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen worden, hieß es weiter.

Insgesamt werden von Uber im Rahmen der von der Wirtschaftskanzlei Perkins Coie durchgeführten Ermittlungen 215 Beschwerden geprüft. In 47 Fällen geht es um sexuelle Belästigung, in 54 um Diskriminierung. Zudem lagen 45 Anschuldigungen wegen unprofessionellen Verhaltens und 33 wegen Mobbings vor. Der Rest verteilt sich auf andere Fälle von Belästigung und sonstiges Fehlverhalten. Bei 100 geprüften Beschwerden hielt Uber keine Konsequenzen für nötig.

Die Ermittlungen waren eingeleitet worden, nachdem eine ehemalige Programmiererin des Fahrdienst-Vermittlers in einem Blogeintrag von einer Unternehmenskultur voller Diskriminierung und Missmanagement berichtet hatte. Hinweise an Vorgesetzte seien folgenlos geblieben. Um die Vorwürfe aufzuklären, hat Uber zusätzlich den ehemaligen US-Justizminister Eric Holder und dessen Kanzlei Covington & Burling für eine unabhängige Untersuchung angeheuert.

Noch etliche andere Probleme

Zuletzt geriet Uber immer stärker in die Kritik. Das wegen seiner aggressiven Firmenkultur und Wachstumsstrategie ohnehin umstrittene Unternehmen steht auch wegen rechtlicher Konflikte unter Druck. So wirft etwa die Google-Schwesterfirma Waymo Uber in einer Klage vor, bei ihr gestohlene Roboterwagen-Technologie zu nutzen. Mitgründer und Chef Travis Kalanick musste sich zudem rechtfertigen, nachdem ein Video veröffentlicht worden war, in dem er hitzig mit einem Uber-Fahrer diskutiert.

Vor dem Hintergrund der vielen Kontroversen kämpft Uber mit einem Exodus an Führungskräften. Zuletzt gab die Firma bekannt, dass Gautam Gupta, der bislang für die Finanzen zuständig ist, im Juli zu einem anderen Start-up wechselt. Trotz aller Negativ-Schlagzeilen wächst Uber aber weiter rasant. Im ersten Quartal stieg der Umsatz im Jahresvergleich um 18 Prozent auf 3,4 Milliarden Dollar. Allerdings bleibt das von Investoren inzwischen mit über 70 Milliarden Dollar bewertete Unternehmen tief in den roten Zahlen, auch wenn der Quartalsverlust von 991 auf 708 Millionen Dollar sank.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!