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Holstein-Boss wird ein Fußball-Romantiker

Rückkehr Ex-Spielerberater Schneekloth führt den Aufsteiger. Land zahlt für Stadion und Breitensport

Steffen Schneekloth ist wieder da! Er tritt beim Zweitliga-Aufsteiger Holstein Kiel die Nachfolge von Roland Reime als Präsident an. Reime hatte die Störche zehn Jahre lang geführt und starb am 24. März. Den Aufstieg erlebte er nicht mehr mit. Es war eine große Feier, die Holsteins Kicker und die Verantwortlichen auf dem Rathausplatz veranstalteten. 36 Jahre waren die Störche weg aus Liga zwei, die damals noch in eine Nord- und eine Süd-Staffel unterteilt war. Nun sind rund ums altehrwürdige Holstein-Stadion die Planungen wieder aufgenommen worden.

Sie betreffen vor allem drei Bereiche: Vereinsführung, Kaderplanung und Stadionausbau. Was letzteren betrifft, hatten die Kieler ein paar nicht teure Bedingungen zu erfüllen. Die Flutlichtanlage muss für Liga zwei nachgebessert werden, der Pressebereich ebenso. Und dann war ja noch die Auflage zu erfüllen, dass in ein zweitligataugliches Stadion mindestens 15.000 Zuschauer passen müssen; in Kiel lag die Kapazität bisher bei rund 10.000.

Mittlerweile ist die Finanzierung der 10,4-Millionen-Investition geklärt: Das Land steuert sieben Millionen Euro bei, Stadt und Verein übernehmen jeweils 1,73 Millionen. Mit dem Geld soll unter anderem der Neubau der Gästetribüne realisiert werden, die aber wohl erst in der übernächsten Saison fertig wird.

Der Kieler Aufstieg könnte auch positive Folgen für andere Sportvereine in Schleswig-Holstein haben: Damit keine Neidgefühle aufkommen, will die angehende Jamaika-Koalition neben den sieben Holstein-Millionen weitere acht für andere sportbezogene Projekte in den Haushalt einstellen.

Über Zuwendungen für den Breitensport dürfte sich auch Schneekloth freuen. Der 53-Jährige, bislang schon beratend für Holstein tätig, hatte vor ein paar Monaten in den Kieler Nachrichten kritisiert, dass der Profifußball zunehmend erkranke. Auch das sei ein Grund gewesen, warum er sich nach über 20 Jahren aus dem Spielerberater-Geschäft zurückgezogen habe. „Ich bin eher desillusioniert. Ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass sich nachhaltig etwas ändert“, sagte Schneekloth wörtlich. „Ich kann mich beruhigt aus diesem Geschäft zurückziehen, das nicht mehr meins ist.“

Nun ist er wieder mittendrin im Fußball-Geschäft und dürfte noch mehr als zuvor dafür sorgen, dass Spieler an die Förde wechseln, die das ohne seine Verbindungen vielleicht nicht getan hätten.

Bislang stehen acht Neuzugänge fest, davon sechs Externe. Mit Abwehrspieler David Kinsombi und Stürmer Ilir Azemi verpflichteten die Kieler zwei Kicker mit Zweitliga-Erfahrung. Kinsombi kommt allerdings vom Absteiger KSC und hat dort nicht überzeugt. Der von Greuther Fürth gekommene Azemi könnte schon eher ein Mann sein, der Holstein-Trainer Markus Anfang weiterhilft. Spannend wird auch sein, wie sich Nachwuchstalent Utku Sen in Liga zwei zurechtfindet. Der 18-jährige Flensburger hatte in der letzten Saison 21 Tore in 22 Spielen für Holsteins A-Jugend-Bundesligateam erzielt. djo

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