: Fiat: Fehler in allen Teilen
Dieselgate USA: Die Dieselfahrzeuge von Fiat Chrysler enthalten mindestens acht nicht deklarierte und daher illegale Funktionen. Aktie stürzt ab, weitere Untersuchungen werden folgen
Sowohl die Klage in den USA als auch die Razzia in Deutschland sind Folgen des „Diesel-Gate“ von Volkswagen. Der Wolfsburger Konzern muss in den USA 25 Milliarden Dollar Strafen und Entschädigungen zahlen, weil er Software in seine Dieselfahrzeuge installiert hatte, um deren reale Schadstoffabgaben vor den Behörden zu kaschieren. Seitdem sind die Kontrollen bei Dieselfahrzeugherstellern weltweit verstärkt worden. Dabei stehen die Ermittler in Europa und den USA in direktem Austausch miteinander.
Bei Fiat Chrysler wurden die Ermittler bereits im Januar vorstellig. Wenige Tage vor dem Ende der Präsidentschaft von Barack Obama kündigten sie eine Untersuchung wegen des Verdachts auf nichtdeklarierte Software in den Ram Pickup Trucks und Jeep Grand Cherokee aus den Verkaufsjahren 2014 bis 2016 an. Der Chef des italienisch-US-amerikanischen Konzerns, Sergio Marchionne, ergriff die Flucht nach vorn. Er sagte, er sei „enttäuscht“ und er habe „nichts Illegales“ getan, jeder, der seinen Konzern mit VW vergleiche, habe „etwas Illegales geraucht“. Wie andere Autohersteller in den USA konnte er davon ausgehen, dass die Regierung Trump die Umweltauflagen lockern und die Kontrollen reduzieren würde. Parallel zu seinem verbalen Feldzug kündigte Marchionne eine neue Software an, die „problemlos“ in die fraglichen 104.000 Dieselfahrzeuge installiert werden könne, um den Fehler zu korrigieren. Daimler hingegen gab an, mit den Ermittlern zusammenarbeiten zu wollen.
Die Umweltbehörde EPA, bei der Donald Trump Tausende Arbeitsplätze streichen will, setzte ihre Untersuchungen fort. Am Dienstag gab sie bekannt, dass die Dieselfahrzeuge von Fiat Chrysler mindestens acht nicht deklarierte und daher illegale Funktionen enthalte. Die Aufgabe dieser „Abschalteinrichtungen“ ist es, die Schadstoffabgabe der Fahrzeuge bei Tests geringer zu halten als auf der Straße. Im Ergebnis ist die Luftverpestung mit Stickoxiden deutlich höher als die Tests zeigen. „Haupteffekt dieser Abschalteinrichtungen sei es, das Schadstoffkontrollsystem zu umgehen“, heißt es in der Anklageschrift.
„Das öffentliche Interesse verlangt, dass wir schnell vorgehen“, sagte Richter Edward Chen am Dienstag. Die fraglichen Fahrzeuge seien unter falschen Vorzeichen zugelassen worden und daher illegal auf den Straßen unterwegs. Chen ermittelt nicht nur gegen Fiat Chrysler, sondern auch gegen die Robert Bosch GmbH, die federführend an der Entwicklung der Dieselmotoren beteiligt war. Joseph Warren, ein Sprecher des Justizministeriums, erklärte, dass man schnell vorgehen wolle.
Nach Bekanntwerden der Klage stürzten die Aktienkurse von Fiat Chrysler um mehr als 2 Prozent. Auf den Konzern kommt eine mögliche Strafe von bis zu 4,6 Milliarden Dollar zu. Das ist deutlich weniger als beim VW-Konzern, der in den USA 400.000 Fahrzeuge mit elektronischen Täuschungsmanövern verkauft hatte.
Dorothea Hahn
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen