: Selbstrettungsversuche eines Präsidenten
Brasilien Unter Korruptionsverdacht setzt Michel Temer einen Exrichter als Justizminister ein
Der Wahlgerichtshof entscheidet ab dem 6. Juni über die mögliche Annullierung der Wahl von 2014 wegen illegaler Finanzierung der Kampagne von Temer und seiner Vorgängerin Dilma Rousseff. Temer wurde damals als Vizepräsident der 2016 des Amtes enthobenen Staatschefin gewählt.
Die Absetzung Temers auf diesem Weg wird seit Tagen als möglicher Ausweg aus der politischen Krise in dem von zahlreichen Korruptionsskandalen erschütterten Land gehandelt. Gegen den Staatschef wird wegen Korruptionsverdachts ermittelt, er verweigert aber einen Rücktritt. Von der Ernennung Jardims erhoffe sich Temer nun bessere Kontakte zum Wahlgerichtshof, spekulierte die Zeitung Folha de São Paulo.
Im Zentrum des jüngsten Skandals steht der Mitschnitt eines Gesprächs zwischen Temer und dem Unternehmer Joesley Batista, der den Verdacht der Schweigegeldabsprachen nährt. Batista – Besitzer des weltgrößten Fleischkonzerns JBS – hatte das Gespräch heimlich aufgezeichnet und die Aufnahme der Justiz übergeben. Batistas Firma soll jahrelang Politiker bestochen haben. Als Kronzeuge entging der Unternehmer selbst Korruptionsermittlungen.
Am Sonntag forderten Hunderte Brasilianer erneut die Absetzung Temers auf den Straßen – Gewerkschaften und soziale Bewegungen hatten zum Protest in der Metropole Rio de Janeiro ausgerufen.
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