Simone Schmollack über die weltweite Situation von Kindern: Traumata und Ängste
Bitte kommentieren Sie hier.“ So steht es häufig unter Zeitungstexten im Internet. Jeden Tag nutzen viele Menschen diese Chance, um ihre Meinung zu sagen. Unter einer Meldung in den vergangenen Tagen sucht man Kommentare allerdings vergeblich. Die Meldung lautet so: Jedes vierte Kind weltweit leidet nach Angaben des Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef unter Naturkatastrophen, bewaffneten Konflikten, Gewalt oder Krisen.
Oder anders ausgedrückt: Etwa 535 Millionen Kinder auf der Welt verlieren ihr Zuhause nach Erdbeben, Fluten, Dürreperioden. Sie sterben an längst ausgerottet geglaubten Krankheiten, weil ihren Eltern das Geld fehlt, um die hierzulande billigen Medikamente zu kaufen. Oder weil Hilfstransporte erst gar nicht in Katastrophengebiete vordringen.
Kinder bleiben Analphabeten, weil Schulen zerstört sind. Nicht wenige Mädchen und Jungen gehen erst gar nicht zur Schule, weil sie arbeiten müssen, damit die Familie überlebt. Kinder in Kriegsgebieten werden erschossen, sie ertrinken auf der Flucht, sie verhungern oder leiden an Mangelernährung, Mädchen werden von Soldaten vergewaltigt.
All das sind keine brandaktuellen News, all das ist schon lange bekannt. Aber weil es schon lange bekannt ist, erschreckt die Unicef-Zahl besonders: Sie verdeutlicht, dass trotz des Wissens um diese dramatische Situation keine Veränderung eingetreten ist.
Das Problem dabei ist nicht nur das derzeitige Leid der betroffenen Kinder, es sind auch die zahlreichen Folgeleiden: dauerhafte psychische und physische Beeinträchtigungen, Traumata, Ängste, manifestierte Aggressionen. Wer als Kind Gewalt erlebt hat, reagiert auch als Erwachsener häufig mit Gewalt, das belegen zahlreiche Studien.
Heute etwas gegen die Gewalt an Kindern zu tun, ist insofern nicht nur eine Frage der Humanität und Wahrung der Menschenrechte, sondern auch eine Investition in die Zukunft.
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