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Cup der Kompromisse

DFB-Elf Bundestrainer Joachim Löw muss für den Confed-Cup ein Talenteteam zusammenstellen

Fast auf den Tag genau vor neun Jahren ging es hoch hinauf. Auf fast 3.000 Meter. Schließlich war die Bekanntgabe des Kaders der deutschen Nationalmannschaft für die 2008 in Österreich und der Schweiz stattfindende Europameisterschaft in eine Panorama-Lounge auf der Zugspitze verlegt worden. Was Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff nicht alles unternahm, um den Ambitionen unter dem Schlagwort „Gipfelsturm“ irgendwie Symbolkraft zu verleihen.

Insofern passt es ganz gut, dass am heutigen Mittwoch die doch eher bodenständig ausschauende Verbandszentrale im Frankfurter Stadtwald ausreicht, wenn Joachim Löw das Aufgebot für den bevorstehenden Confederations-Cup verkündet. Dabei handelt es sich um die größte Kompromisslösung, die der Bundestrainer seit seinem Amtsantritt für ein Sommerevent eingeht.

Dem 57-Jährigen dient das vom 17. Juni bis 2. Juli terminierte Turnier unter Fifa-Hoheit nur als Talenteschau. Natürlich will die Mannschaft sich in der Gruppe B gegen Australien (19. Juni), Chile (22. Juni) und Kamerun (25. Juni) nicht blamieren, aber die Besten braucht es in Russland nicht.

Löw hält eine längere Erholungsphase vor der Mission Titelverteidigung bei der WM 2018 für seine viel belasteten Stars für unabdingbar. Toni Kroos (Real Madrid), Sami Khedira (Juventus Turin) oder Mesut Özil (FC Arsenal) genießen diesen Sommer alle Freiheiten. Weil Erstere beiden sich zudem im Champions-League-Finale am 3. Juni in Cardiff duellieren, bleiben ihnen wohl auch die Länderspiele in Kopenhagen gegen Dänemark (6. Juni) und die WM-Qualifikation in Nürnberg gegen San Marino (10. Juni) erspart.

Bis auf Joshua Kimmich pausieren vermutlich auch alle Profis des FC Bayern. Torhüter Manuel Neuer ist ohnehin verletzt, für Jérôme Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller könnte die Spielzeit bereits am Wochenende mit der Meisterfeier enden. Früh wie nie.

Akteure von Borussia Dortmund werden eher nicht als Lückenbüßer einspringen: Der eingeplante Julian Weigl fällt mit seinem Sprunggelenksbruch aus, beim immer wieder von Verletzungen heimgesuchten Marco Reus zeigten sich Spieler und Verein wenig begeistert. „Wir werden sehen, was das Beste im Sommer für mich ist. Auch im Hinblick auf die WM“, sagte Reus.

Gut möglich, dass Löw in gut einem Monat in Sotschi eine Startelf mit Bernd Leno (Leverkusen) im Tor, Kimmich, Niklas Süle (Hoffenheim), Antonio Rüdiger (AS Rom) und Jonas Hector (1. FC Köln) in der Viererkette, Emre Can (FC Liverpool) und Leon Goretzka (FC Schalke 04) auf der Doppelsechs und Julian Brandt (Bayer Leverkusen), Julian Draxler (Paris St. Germain), Leroy Sané (Manchester City) und Timo Werner (RB Leipzig) in der Offensive aufbietet. Wenn der eine oder andere Nachrücker sich für mehr empfiehlt, umso besser. Und wenn nicht, auch nicht schlimm.

Überraschungsgäste könnten der Gladbacher Lars StindlCX, der mit Ajax Amsterdam ins Europa-League-Finale eingezogene Amin Younes und der bei Werder Bremen wieder aufgeblühte Max Kruse werden. Unbegrenzt ist das Reservoir nicht, da fast zeitgleich die U21-EM in Polen (16. bis 30. Juni) stattfindet. Löw ist sich mit U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz einig, dass dem deutschen Fußball mal wieder ein Nachwuchstitel gut zu Gesicht stünde. Ihr Versprechen: „Wir werden bei beiden Turnieren mit guten Mannschaften vertreten sein.“

Frank Hellmann

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