„Bei uns gibt es keinen Riesen-Rave“

Tanzen Das „About Blank“ ist einer der hipsten Clubs der Stadt – ein Gespräch anlässlich des 7. Geburtstags

Der schönste Clubgarten der Stadt? Hier tanzt auch der Kultursenator Foto: Bastian Bochinski

Interview Jens Uthoff

Ein heruntergerocktes Haus mit schmutziger grauer Fassade direkt am Ostkreuz. Hier residiert das „About Blank“, das nun seinen 7. Geburtstag feiert. Interviews mit den BetreiberInnen sind rar, zum Jubiläum spendieren sie eins. Die beiden Interviewten – ein Mann und eine Frau – wollen für das gesamte Club-Kollektiv sprechen und nicht mit Namen genannt werden.

taz: Sieben Jahre gibt es Ihren Club jetzt – aus der „Autonomendisko“, wie Sie ihn nennen, ist ein hipper Club geworden. Wie konnte das passieren?

About Blank: Vieles haben wir wohl richtig gemacht – wir sind step by step gewachsen, das war eine behutsame Entwicklung. 2009 haben wir die Räume angemietet und alles auf Do-it-yourself-Basis aufgebaut. Wir haben aber auch Glück gehabt. Eine glückliche Fügung ist es, dass über dieser Gegend wie ein Menetekel immer noch der Bau der A100 schwebt – deshalb investiert hier niemand. Sollte das Projekt irgendwann politisch beerdigt werden, wird auch ein rot-rot-grüner Senat hier nicht die Kulturprojekte erhalten – da machen wir uns keine Illusionen.

Aber Sie haben doch einen guten Draht in die Berliner Kulturpolitik – der Kultursenator geht bei Ihnen tanzen.

Der ist dem Laden verbunden, ja. Das ist absolut positiv, es gibt da eine politische Nähe und Überschneidungen – er kritisiert etwa auch den Kapitalismus im Kulturbetrieb und im Allgemeinen. Gleichzeitig sehen wir uns auf Distanz zu politischen Parteien und institutioneller Politik.

Was ist im About Blank anders als in den zirka 597 anderen Clubs in Berlin?

Viel! Wir sind als Kollektiv aus elf Leuten organisiert, es gibt einen linken politischen Überbau. Wir sind feministisch ausgerichtet. Mindestens die Hälfte des Kollektivs und in den Arbeitsbereichen sind bei uns Frauen, auch in vermeintlich untypischen Arbeitsbereichen. Wir haben Türsteherinnen, Technikerinnen und Night Managerinnen (die Verantwortlichen der Clubnacht, d. Red.). Wir haben auch Female Acts von Beginn an viel Raum gegeben. Und es gibt eine hohe Sensibilität gegenüber sexistischen Verhaltensweisen.

Gibt es auch einen Einheitslohn?

Ja. Egal, welche Position jemand einnimmt, ob nun Night Manager, Reinigungs- oder Tresenkraft – er oder sie bekommt den gleichen Lohn. Unsere Wertschätzung soll sich nicht in unterschiedlichen Löhnen ausdrücken. Im Bereich Booking stoßen wir da an Grenzen. Unsere Headliner bekommen wir nicht dazu, für unseren Einheitslohn aufzutreten …

Und doch spielen gefragte DJs wie Helena Hauff und Lena Willikens zum Jubiläum – wie kommt das?

Bei Helena Hauff ist es vielleicht so, dass sie eine Verbundenheit zu diesem Ort hat und schon hier gespielt hat, als sie noch nicht so bekannt war. Sie hat mit uns die feministische Positionierung gegenüber dem Business gemein. Bei ihr geht es auch um Musik als Em­powerment.

Hat sich das Publikum mit den Jahren stark gewandelt?

Wir haben nach wie vor ein linkes Stammpublikum, es herrscht eine familiäre Atmosphäre. Trotz eines gewissen ­Hypes gibt es hier noch eine gute Grundstimmung, einen guten Vibe. Wir haben hier auch nicht so viel Laufkundschaft, wie es sie auf dem RAW-Gelände gibt. Dort torkeln große Gruppen, die bei einem Laden abgewiesen werden, direkt in den nächsten.

Vom heutigen Freitag an feiert das About Blank (Markgrafendamm 24c, Friedrichshain) bis in den 1. Mai hinein Jubiläum.

„Endlosrave, Kinderdisco, Sektempfang, Punkinferno, Filmchenhalle und Gartenkonzerte“ versprechen die Macherinnen und Macher unter anderem.

Es spielen Bands wie die Doom-HipHop-Punk-Band Nervöus, Underground-Legende Knarf Rellöm ist zu Gast, ebenso Kobito mit elektronischem Sound aus dem Audiolith-Kosmos. Hinter den Plattentellern und Laptops stehen unter anderem Resident DJ Resom, Helena Hauff und Lena Willikens. Alle Infos: aboutparty.net. (jut)

Wie hoch ist Ihre Kapazität?

Wenn der Garten auf ist, sind es bis zu 800 Besucherinnen und Besucher. Bei uns gibt es keinen Riesen-Rave. Im Vergleich zu unserem großen Bruder, dem Berghain, haben wir natürlich eine geringe Kapazität.

Ist das Berghain ein Vorbild?

Das nicht, aber es gibt eine gewisse gegenseitige Sympathie. Das Berghain hat ja auch subkulturell angefangen und verteidigt nach wie vor mit einer imposanten Trutzburgigkeit kulturelle Prämissen. Dem Berghain geht es um die Musik und um qualitativ hochwertiges Booking. Das Erleben dieser Musik steht im Vordergrund, nicht das Event.

Welches waren für Sie die Highlights in sieben Jahren Blank?

Oft das, womit man am wenigsten rechnet. Zum Beispiel hat sich am Samstagnachmittag – zu einem eigentlich unmöglichen Party-Zeitpunkt – die tolle „Staub“-Reihe entwickelt. Ansonsten gilt: Das Beste kommt erst noch.