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Ab Mittwoch wird zurückgehackt

Militär Verteidigungsministerin von der Leyen stellt in Bonndas neue Cyberkommando der Bundeswehr in Dienst

Die Cybertruppe der Bundeswehr? Gemeine Soldaten in Afghanistan. Verstärkung kommt Foto: F.: Christoph Bangert/laif

von Tobias Schulze

BERLIN taz | Im Internet läuft es für die neue Cybertruppe noch nicht ganz rund. Das kann jeder von zu Hause überprüfen: Wer auf dem Handy die Webpräsenz der neuen Bundeswehr-Abteilung anwählt, kommt nicht weit. Unter cir.bundeswehr.de lädt die Startseite zwar zunächst noch ohne Probleme. Jeder Klick auf einen Link führt dann aber ins Nichts. „Ein technisches Problem ist aufgetreten“, steht auf dem Bildschirm. „Der Inhalt mit der Darstellungsvariante ‚mobile‘ kann deshalb nicht angezeigt werden.“

Wird aber bestimmt bald gefixt. Dafür ist die neue Dienststelle ja quasi gedacht.

Am Montag stellt Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) in Bonn das neue „Kommando Cyber- und Informationsraum“ offiziell in Dienst. Als eigener militärischer Organisationsbereich für den digitalen Raum befindet es sich formell auf einer Stufe mit Heer, Marine oder Luftwaffe. Zu Beginn unterstehen dem Kommando in der Bonner Zentrale zwar nur rund 260 Soldaten. Im Sommer werden aber bestehende Truppenteile mit über 13.000 Dienstposten angegliedert. Bis zum Jahr 2021 soll die Abteilung dann noch einmal weiter wachsen.

Ihre erste Aufgabe: Die Computersysteme des Militärs gegen Angriffe von außen zu schützen, sei es in Deutschland oder in den Einsatzgebieten. „Die Bundeswehr stellt ein Hochwertziel dar und muss jederzeit mit komplexen und professionellen Cyber-Angriffen rechnen“, heißt es aus dem Verteidigungsministerium. Zwar gab es in der Armee schon zuvor Stellen, die sich um die IT-Sicherheit gekümmert haben. Das Ministerium glaubt aber, effizienter zu werden, wenn es diese nun unter einem Kommando bündelt.

Der Schutz der eigenen Systeme ist in der digitalen Kriegsführung aber nicht alles. Hinzu kommt etwa die Aufklärung. Sprich: fremde Systeme knacken, um dort Informationen abzugreifen. Auch das ist nicht grundsätzlich neu. Schon 2015 soll sich die Bundeswehr in das afghanische Mobilfunknetz eingehackt haben, um mehr über die Entführung einer Deutschen zu erfahren.

Es befindet sich formell auf einer Stufe mit Heer, Marine oder Luftwaffe

Eine dritte Stufe könnte künftig noch hinzukommen: Die Bundesregierung sprach im vergangenen Jahr in ihrem Sicherheits-Weißbuch von „offensiven Hochwertfähigkeiten“ in der digitalen Welt. Die IT-Soldaten sollen perspektivisch also in der Lage sein, gegnerische Computer auszuschalten. Rein theoretisch könnten sie alles Mögliche lahmlegen, von angreifenden Servern über Waffensysteme des Gegners bis zum Stromnetz eines feindlichen Landes.

Die Opposition kritisiert diesen Ansatz. Schon im vergangenen Jahr warf die Linken-Abgeordnete Christine Buchholz der Bundesregierung im Bundestag vor, diese wolle die Armee in die Lage versetzen, „im Internet im großen Stil angreifen“ zu können. „Mit Verlaub, das ist genau das, was Sie der russischen Seite vorwerfen, nämlich hybride Kriegsführung.“ Der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels (SPD) fordert, dass die Regeln für konventionelle Einsätze im digitalen Bereich bestehen bleiben. „Die Parlamentsbeteiligung muss sichergestellt sein. Die Einbeziehung des Cyberraums in künftigen Mandaten wirft Fragen auf“, heißt es in seinem Wehrbericht.

Für die Bundeswehr stellt sich noch ein ganz anderes Problem: genug Personal für das neue Kommando zu finden. IT-Experten können in der Wirtschaft mehr verdienen als in der Armee; allein deswegen fällt der Bundeswehr die Rekrutierung schwer. Gegensteuern will sie mit Werbekampagnen, eigener Ausbildung, Zusammenarbeit mit der Wirtschaft – und etwas Nachsicht. Staatssekretärin Katrin Suder kündigte am Montag an, die körperlichen Anforderungen für IT-Soldaten möglicherweise abzusenken: „Es ist etwas anderes, wenn ich das Ganze quasi mit einem Mausklick mache, als wenn ich als Pionier Brücken verlege“, sagte sie.

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