: „Kein Missbrauch der Erinnerungskultur“
ERINNERUNG In früheren Konzentrationslagern gedenken Überlebende und Politiker der Befreiung
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) warnte in Bergen-Belsen vor neu aufkommendem Rassismus und nationalistischen Ideologien. „Deshalb widersprechen wir mit aller Entschiedenheit, wenn neue politische Kräfte in unserem Land unsere Erinnerungskultur, an der unsere Gesellschaft und unsere Demokratie gereift sind, für parteipolitische Zwecke missbrauchen.“ Um die Geschichte zu vermitteln, seien neue Wege nötig. Dies gelte mit Blick auf Flüchtlinge aus von einem weitreichenden Antisemitismus geprägten Herkunftsländern wie in der Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus deutscher Prägung.
Am 15. April 1945 hatten britische Truppen das Konzentrationslager Bergen-Belsen befreit. Dort wurden mehr als 52.000 KZ-Häftlinge und rund 20.000 Kriegsgefangene ermordet oder starben an Hunger, Durst, Krankheiten und den Folgen der Haft. Unter ihnen war auch das jüdische Mädchen Anne Frank, das durch sein Tagebuch weltberühmt wurde. In Sachsenhausen waren mehr als 200.000 Menschen inhaftiert. Auch hier starben Zehntausende.
Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) erinnerte, dass auch wegen ihrer politischen Haltung verfolgte Menschen aus fast allen Ländern Europas nach Bergen-Belsen verschleppt wurden. „So unterschiedlich ihre Herkunft und ihre politischen Ziele waren – eines einte sie: die Gegnerschaft zu den Nationalsozialisten.“ Damit hätten sie einen Grundstein für ein freies Europa gelegt. „Daran zu erinnern ist heute wichtiger denn je, droht doch der europäische Gedanke immer mehr hinter nationalem Egoismus, rechtem Populismus sowie rassistischer und fremdenfeindlicher Abschottung zu verschwinden.“
Bei dem Gedenken berichtete Anastasia Gulei aus der Ukraine von ihren Erinnerungen. Die 91-Jährige gehörte zu den politischen Gefangenen von Bergen-Belsen. Sie mussten als Kennzeichen einen roten Winkel an ihrer Häftlingskleidung tragen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen