Imame made in Berlin

Religion Die HU bekommt ein Institut für Islamische Theologie – mit einem konservativen Beirat

Der emeritierte Historiker Michael Borgolte ist Gründungsbeauftragter des künftigen In­stituts für Islamische Theologie an der Humboldt-Universität (HU). Universitätspräsidentin Sabine Kunst und der Regierende Bürgermeister Michael Müller in seiner Funktion als Wissenschaftssenator verkündeten am Montag die Personalie im Senatssaal der HU. Informiert wurde auch über die Finanzierung und Ausstattung des Instituts. Die Einrichtung, die ReligionslehrerInnen und Imame ausbilden soll, ist seit Jahren in der Diskussion.

Der Mittelalterexperte Borgolte, der 1991 an die Humboldt-Uni berufen wurde und seit Langem zur Rolle des Islam in der Geschichte Europas forscht, wird ab sofort eine Arbeitsgruppe moderieren, in der auch Vertreter islamischer Verbände sitzen – etwa der türkischen Religionsbehörde Ditib und des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Insgesamt fünf Verbände, davon ein schiitischer, werden künftig auch im theologischen Beirat vertreten sein, der die Ausrichtung der Lehre kontrollieren soll.

In einigen der fünf Institute für Islamische Theologie, die bereits an deutschen Universitäten bestehen, gibt es Konflikte zwischen den – konservativen – Verbandsvertretern in den Beiräten und den Instituten selbst, die eine liberalere Ausrichtung pflegen. Bei der Besetzung der vier HU-Professuren dürfe der Beirat aber nicht mitentscheiden, so Borgolte. In zwei Fällen sei die Personalie bereits klar. Um wen es sich handelt, wollte der Gründungsbeauftragte aber nicht sagen. Die in Berlin zahlenmäßig starken Aleviten – eine weniger strenge Glaubensrichtung – werden nicht im Beirat vertreten sein.

Die Finanzierung des Instituts ist laut Müller mit 13 Millionen Euro bis 2020 gesichert. Die ersten BachelorstudentInnen sollen im Wintersemester 2018/2019 an dem Institut anfangen – damit könnten die ersten AbsolventInnen die Hochschule 2021 verlassen. Während die Verbände beim Religionsunterricht durchaus Nachfrage nach deutschsprachigen und akademisch ausgebildeten LehrerInnen haben, ist völlig offen, wie viele Moscheegemeinden Interesse an einem Humboldt-Absolventen als Imam haben.

Gerade die türkischsprachigen Gemeinden werden durch den von der türkischen staatlichen Religionsbehörde beeinflussten Verein Ditib mit Imamen aus der Türkei versorgt. Auf Ditibs umstrittene Rolle angesprochen, sagte Michael Müller, er sei sich dessen bewusst: „Man muss hingucken und sehen, wie man zusammenarbeitet.“ Claudius Prößer