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Eine Sternfahrt gegen die bayerische Abschiebepolitik

BayernEhrenamtliche Flüchtlingshelfer prangern den Umgang mit Afghanen im Freistaat an

MÜNCHEN taz | Die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer in Bayern haben die Nase voll von der dortigen Asylpolitik. Aus allen Himmelsrichtungen reisten am Samstag Delegationen von rund 120 Helferkreisen zur Sternfahrt nach München. Dort versammelten sie sich auf den Stufen unterhalb der monumentalen Bavaria-Statue. Mit dabei: Geflohene, meist aus Afghanistan, Männer, Frauen, Familien. Insgesamt knapp tausend Menschen, mit gelben und orangefarbenen Leuchtwesten weithin sichtbar. „Keine Abschiebung nach Afghanistan“ und „Recht auf Arbeit für Asylbewerber“ stand auf den Plakaten.

Seit Wochen kocht in den bayerischen Helferkreisen der Zorn über die Abschiebepraxis und die Arbeitsverbote, die fast alle Geflohenen betreffen, die sich noch im laufenden Asylverfahren befinden. Die Landratsämter haben die Weisung erhalten, nur noch bei guter Bleibeperspektive Arbeitsgenehmigungen zu erteilen. Diese gilt aber nur für fünf Länder, Afghanistan gehört nicht dazu. Bei afghanischen Bewerbern regnet es jetzt Ablehnungsbescheide – auch bei solchen, die schon seit Jahren in Bayern leben.

„Das bedeutet, dass Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz gefunden haben, diesen nun nicht antreten dürfen!“ erklärt Lisa Hogger vom Netzwerk „Asyl in Bayern“, das die Sternfahrt mit ins Leben gerufen hat. „Und dass Asylbewerbern, die bereits einen Job gefunden haben, die Arbeitserlaubnis nicht verlängert wird.“ Das mache die Arbeit Tausender Helfer zunichte, die in unzähligen, unbezahlten Stunden jenen Asylbewerbern, denen der bayerische Staat keine Sprach- und Integrationskurse gewährt, Deutsch beigebracht und die hiesige Kultur erklärt haben.

Seit Wochen versuchen Hogger und ihre Mitstreiter, mit Bayerns Innenminister Joachim Herrmann ins Gespräch zu kommen. Aber der lehnt ab, angeblich aus Zeitgründen. Eine Resolution mit den Forderungen der Sternfahrer haben bereits 230 Helferkreise aus ganz Bayern unterzeichnet. „Ohne uns Ehrenamtliche würde in Bayern die Integration von Asylbewerbern und Flüchtlinge nicht funktionieren“, sagt Hogger.

Margarete Moulin

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