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Deniz und wir

SOLIDARITÄTEx-Kollege in Haft: So zu tun, als sei Yücel für die taz ein Fall wie andere, wäre absurd

Jetzt ist dann aber auch mal gut! So könnte denken, wer bei Google „Göring-Eckardt Schulz Karneval“ eintippt – und ein Foto von Deniz Yücel präsentiert bekommt. Er ist einfach überall und sogar in Merkels Munde.

Nur leider noch immer nicht in Freiheit. Deshalb ist nichts gut und deshalb werden wir weiter mit Deniz hoffen, bangen und versuchen seine Freilassung herbeizutröten. Ob das klappt, ob das hilft und wie Erdoğan auf die #FreeDeniz-Kampagne reagiert, kann niemand wissen. Wir wissen nur, dass sich Deniz über die bisherige Unterstützung, die Autokorsos und die Grußbotschaften an alle inhaftierten JournalistInnen in der Türkei freut. Das ist sicher nicht das einzige, aber ein wichtiges Kriterium, wenn man über weitere Solidaritätsaktionen nachdenkt.

So zu tun, als wäre Deniz Yücel ein Fall wie jeder andere für die taz, wäre albern. Natürlich berührt uns sein Schicksal ganz besonders, weil er acht Jahre unser Redaktionskollege war. Dass er jetzt als Türkei-Korrespondent der Welt auf unbestimmte Zeit in einem türkischen Gefängnis sitzt, bewegt hier viele nicht nur journalistisch, sondern auch persönlich. Wer wollte das bestreiten? Wie also mit seinem Fall umgehen?

Erster Grundsatz, ganz klar: Bei aller Sympathie und Haltung muss selbstverständlich immer alles Relevante über seine Haftumstände ohne Ansicht der Person sachlich korrekt berichtet werden, Nachrichten von Solidaritätsaktionen unterscheidbar bleiben. Das sind wir uns, den LeserInnen und übrigens auch Deniz schuldig, der bei aller Lust an der Polemik auch ein extrem penibler Faktenchecker ist. Deshalb würde es Deniz auch bestimmt nicht wollen, dass wir ausgerechnet ihn jetzt mit einem Heiligenschein versehen. So zu tun, als sei Deniz Yücel in der taz ein allseits beliebter, immer unkomplizierter und jederzeit höflicher Kollege gewesen, der nie jemanden verletzt hat, wäre absurd. Das tut auch niemand.

Aber es geht jetzt nicht darum, wer ihn mochte und wer nicht. Es geht um seine Freiheit. Dabei geht es um ein Prinzip – die Pressefreiheit. Und es geht um den Menschen Deniz. Ein Freund für viele. Ein schwieriger Kollege für andere. Es ist schön zu sehen, dass auch viele seiner früheren KritikerInnen jetzt erst einmal nur eines fordern: Free Deniz! Und sei es, damit man dann wieder mit ihm streiten kann. In Freiheit. LUKAS WALLRAFF

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